nicht käuflich : Ein Hoch auf die Subvention
Was wären wir, was wäre ich ohne die Subvention? Eine Frage, die sich in der vergangenen Woche viele stellten, darunter Informationstechnologen und Kommunikationsfachleute, ich, Wirtschaftsprofis und Christa Thoben, CDU-Wirtschaftsministerin von Nordrhein-Westfalen. Am ehesten mit Subvention in Kontakt kommen Sie – vor allem die Jüngeren unter Ihnen – wenn es Sie nach einem neuen Mobiltelefon giert: Einfach einen neuen Vertrag bei T-Mobile, E-Plus, O2 oder Vodafone abschließen – und schon haben sie ein neues Handy für null Euro! Mit diesem Trick lassen sich ganze Wirtschaftszweige subventionieren und der Endverbraucher ist sogar zufrieden. Ach, was schreibe ich. Sogar Dritt- und Viertempfänger gibt es: Ackermänner und Anwälte, Richter und Staatsanwälte.
Damit diese schöne Wirtschaftsform nicht verschwindet, hat man sich nun etwas Neues ausgedacht. Demnächst soll es Laptops und Drucker für taube Nüsse geben. Sie müssen sich nur verpflichten, beispielsweise einen UMTS-Mobilkommunikationsvertrag abzuschließen oder das Verbrauchsmaterial für Ihren Drucker abonnieren. Für mich ist dieses Geschäftsmodell allerdings schon ein alter Hut: Vor 14 Jahren habe ich mir mal ein teures Rennrad klauen lassen. Ich habe damit nicht nur eine Art Schattenwirtschaft initiiert, nein, mein Versicherungsvertreter meinte, ich könnte sogar ein neues Rad bekommen. Ich musste nur einen neuen Versicherungsvertrag unterschreiben.
Christa Thoben ist allerdings nicht so ein Subventionsfreund wie ich. Sie hat sich am Wochenende darüber beklagt, dass 50 Prozent ihres Etats für die Unterstützung der 35.000 Bergmänner in Nordrhein-Westfalen draufgehen. Auf der anderen Seite seien schließlich eine Millionen Menschen im Bundesland arbeitslos, beklagte sich die Ministerin. Und nicht alle können Handys verkaufen oder Fahrräder klauen und Versicherungsvertreter werden, ist ja klar. Würde mir auch irgendwann zu teuer. Thoben wünscht sich deshalb, dass die Steinkohle-Subventionen „2016, 2018 oder 2020“ endlich wegfallen. Aber selbst dann muss die Deutsche Steinkohle nicht tot sein, sagt Thoben. Sollten die Zechen dann von sich aus überlebensfähig sein, könne in Deutschland ruhig weiter Steinkohle abgebaut werden, sagt die CDU-Ministerin.
Und jetzt kommt ein feiner Trick: Thoben will ganz viel Kohle importieren, und sie dann auf Halde legen. Insgesamt 16 Millionen Tonnen. Kann man damit bis 2020 den Weltmarktpreis so hoch treiben, dass die Bergleute danach einfach weiter arbeiten können? Pfiffig wäre das, und eine Art vorauseilende Subvention. Außerdem müsste man sich, damit der Plan wirklich aufgeht, der ungebremsten Nachfrage der Chinesen versichern. Womit wir wieder beim Fahrrad wären. Vielleicht könnte ich es ja langsam mal wieder bekommen, die Chinesen sollen doch mittlerweile alle mit dem Auto unterwegs sein. ELMAR KOK