neu im kino : Diese Woche frisch
Vier Minuten
Deutschland 2006, Regie: Chris Kraus. 112 Min.
Um Mord und Verrat, Inzest und Kindstod und um offene Aggressionen geht es in Chris Kraus’ „Vier Minuten“. Und gerade diese geballte Ladung machen Kraus’ Film zu einem Stück echtem Kino. Im Gefängnis treffen zwei Frauen aufeinander, die sich hassen und im Verlauf der Geschichte immer mehr voneinander in Abhängigkeit geraten. Jenny von Loeben (Hannah Herzsprung) sitzt als verurteilte Mörderin im Gefängnis. Sie ist eine ziemlich unangenehme Zeitgenossin, besitzt allerdings eine Begabung: Sie spielt hervorragend Klavier. Davon ist auch die Gefängnis-Klavierlehrerin (Monica Bleibtreu) mit Nazi-Vergangenheit überzeugt und will Jenny zum „Jugend musiziert“-Wettbewerb schicken. Die Vorbereitungen dafür werden zum Kräftemessen zwischen der aufsässigen Jenny und der eisernen Klavierlehrerin.
Bamako
Mali/Frankreich 2006, Regie: Abderrahmane Sissako. 115 Min.
Ein außergewöhnliches Gerichtsverfahren inszeniert der in Mauretanien geborene und in Mali aufgewachsene Abderrahmane Sissako: In einem typischen Hof eines Hauses in Bamako wird die Sache Afrika gegen die internationalen Finanzinstitutionen verhandelt. Auch wenn im Gerichtshof von komplexen Sachverhalten wie Privatisierung, Verarmung, Entschuldung, strukturelle Anpassung und Dekulturalisierung die Rede ist, geht der Alltag weiter: Ein Kind tapst über Aktenberge, eine Hochzeitsgesellschaft zieht vorüber und Färberinnen gehen ihrer Arbeit nach. Durch diese Gleichzeitigkeit ergibt sich ein Verfremdungseffekt, der schon in der Idee eines derartigen Verfahrens angelegt ist.