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nachthunger: irisches bäuchlein wohl gefüllt

Spät in der Nacht von Mittwoch auf Donnerstag wurde im Berliner Stadtteil Schöneberg ein Mann mit knurrendem Magen dabei beobachtet, wie er an der Hintertür eines bereits geschlossenen Schnellrestaurants rüttelte. Eine Passantin wollte bereits die Ordnungskräfte herbeirufen, als der stämmige Gasthaus-Chef plötzlich die Hintertür öffnete. Den ausgemergelten Körper des Spätbesuchers vor Augen, muss ihn ein Gefühl des Mitleids ergriffen haben: „Aber janz schnell“, leitete der freundliche Bürgerkönig den sehr hungrigen Ralf S. an die Theke, wo speziell für den späten Gast ein letztes Menü gefertigt wurde. Der 46-jährige S., der angeblich aus Irland stammen und dort für eine bekannte deutsche Tageszeitung arbeiten soll, verzehrte das köstliche Nachtessen geschwind, bedankte sich überschwenglich und mit goldenem Händedruck beim Personal des Gasthauses und hinterließ beim Abschied einen ihm freudestrahlend zuwinkenden Bratfürsten. S. aber strich sich glücklich über das jetzt wieder wohl gefüllte Bäuchlein und trollte sich still heim.

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