nachruf : Zum Tod von Jürgen Echternach
Der einst unumschränkte Herrscher über die Hamburger Christdemokratie ist tot. Jürgen Echternach erlag gestern im Alter von 68 Jahren einem Krebsleiden. Mit dem Namen des Mannes, dessen Schatten jahrzehntelang über der hansestädtischen CDU lag, verbindet sich vieles – und wenig Positives.
Den Karriereknick versetzte dem seit 1974 amtierenden Parteichef das Hamburger Verfassungsgericht. 1993 erklärte es die Bürgerschaftswahl von 1991 wegen undemokratischer Kandidatenaufstellungen in der CDU für ungültig. Bis dahin hatte sein „Magdalenenkreis“ die CDU beherrscht; aufsteigen durfte nur, wer in dieser Pöseldorfer Kungelrunde akzeptiert wurde. Das „System Echternach“, das die Hamburger Union als Alte-Herren-Riege in den 50er Jahren hatte erstarren lassen, zerplatzte vor dem höchsten Gericht des Stadtstaates.
Der machtbewusste Echternach, der seit 1966 in der Bürgerschaft saß und schon 1970 mit 32 Jahren der jüngste Fraktionschef eines deutschen Landtags geworden war, wechselte 1981 nach Bonn in den Bundestag und wurde Staatssekretär im Bau- und im Finanzministerium. Von dort wachte er als – nach eigenem Bekunden – „Helmut Kohls Agent in Hamburg“ weiter über die Elbunion. Sein Einfluss allerdings schwand mit den Jahren und erst recht, seitdem Ole von Beust ungekrönter König von Partei und Stadt ist. Zuletzt wirkte Politpensionär Echternach als Vorsitzender der Hamburger Senioren-Union. Sven-Michael Veit