nachgefragt : Unmut in der SPD über Albers und Grotheer
Schüsse aus dem Dunkeln
taz ■ Am Wahlabend gingen die Sticheleien bereits los: „Da werden einige Genossen jetzt mächtig einen auf dicke Hose machen“, unkte einer, der sich auskennt im Dunstkreis der Bremer SPD. „Vor allem solche“, fuhr er fort, „die so gut wie gar nichts zu dem Wahlergebnis beigetragen haben.“
Im Fokus der innerparteilichen Ranküne stehen derzeit SPD-Chef Detlev Albers und der Vorsitzende des Unterbezirks Stadt, der Richter Wolfgang Grotheer – zwei Genossen, die zumindest früher gerne mit einem rot-grünen Bündnis geliebäugelt haben. „Natürlich sind diese Vorsitzenden durch das aktuelle Wahlergebnis erst einmal für den Moment unangreifbar“, sagt ein SPD-Insider. Doch sei das „nur die Ruhe vor dem Sturm“. Die beiden Genossen wüssten, „dass sie in der letzten Runde sind“. Anfang 2004, wenn ihre Posten neu zu wählen seien, müssten Albers und Grotheer mit aussichtsreichen Gegenkandidaturen rechnen. Der Weser-Kurier raunte von angeblichen Absprachen „in Schwachhauser Hinterzimmern“, wo sich Grotheer und Albers für den Fall einer Scherf-Niederlage bereits Senatorenposten unter einem Bürgermeister Willi Lemke gesichert hätten.
Der frisch gebackene Parlamentarier Grotheer wies derlei Berichte gestern wütend zurück. „Es hat solche Gespräche nicht gegeben – und in Schwachhausen schon gar nicht.“ „Maßlos“ ärgere er sich über derlei „Schüsse aus dem Dunkeln“. Natürlich interpretiere er das Wahlergebnis als Bestätigung der Position von Henning Scherf, „dem wir vor der Wahl ja auch nicht in den Arm gefallen sind“. Es sei nun einmal der Wunsch der Wähler, „dass wir mit der CDU verhandeln“. Die SPD müsse sich darauf konzentrieren, ihre Ziele in den Koalitionsverhandlungen durchzusetzen. Ein „ganz heißes Thema“ sei das 100-Millionen-Euro-Programm zur Stadtverschönerung, das verwirklicht werden müsse. Gleiches gelte für die sechsjährige Grundschule und die Anmeldung des Hollerlands als FFH-Gebiet.
Einige Vertreter der Bremer Jusos plädierten gestern lautstark für eine rot-grüne Koalition. Zusammen mit der CDU habe auch die große Koalition „deutlich verloren“, so der Juso-Chef im Unterbezirk Stadt, Klaus Welter. Die Juso-Logik: Wer für die SPD gestimmt hat, wünsche sich eine sozialdemokratischere Politik. Also könne die Konsequenz nur ein „politischer Wechsel“ sein, der wiederum nur mit den Grünen möglich sei. Die Juso-SchülerInnen-Gruppe ihrerseits will Rot-Grün, um „eine sinnvolle Bildungs- und Jugendpolitik“ durchzusetzen. jox