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Archiv-Artikel

morgen Abend Benefizkonzert im Bremer Dom

Orgeln für eine neue Orgel

Von hude

Der Ort ist fern, das Geschehen liegt weit zurück, und auch wenn es morgen ein schöner Abend werden soll, erinnert er an eine schreckliche Tat. Am 12. August 1944 überfielen SS-Truppen das toskanische Bergdorf Sant’Anna. Das Dorf war überfüllt mit Flüchtlingen aus den Hafenstädten Livorno und La Spezia, die vor den Bombardements in die Berge geflüchtet waren. Die Deutschen zündeten die Häuser an und ermordeten die Menschen. 560 Dorfbewohner kamen ums Leben. Auf dem Kirchplatz verbrannten die Soldaten die Leichen der Getöteten. Der Pfarrer wurde erschossen, die Orgel zerstört.

Als Maren Westermann 1997 das toskanische Dorf Sant’Anna besuchte, hatte sie noch nie von dem Massaker gehört. Sie beschloss, ein Zeichen für Versöhnung zu setzen. Die Essener Bratschistin reiste mehrmals in das kleine Bergdorf, in dem heute nur noch 30 Menschen leben. Sie traf dort Überlebende und organisierte Begegnungen junger Musiker aus Deutschland und Italien. Maren Westermann begann, sich für die traurige Geschichte der zerstörten Orgel zu interessieren. „Sechs Tage vor dem Massaker erklang die Orgel zum letzten Mal“, erzählt die Musikerin. „Es war der Tauftag eines 20 Tage alten Mädchens. Auch sie starb bei dem Massaker.“

Vor einem Jahr begann Maren Westermann, Benefizkonzerte für einen Neubau der Orgel zu organisieren. Seitdem fanden mehrere Konzerte in Deutschland und Italien statt, eines davon in der Kirche von Sant’Anna. Im Rahmen dieser Konzerte gibt der Essener Musiker Gerd Zacher morgen Abend um 19 Uhr ein Orgelkonzert im St.-Petri-Dom. Der Eintritt ist frei, Maren Westermann bittet die Besucher jedoch um Spenden für die neue Orgel.

120.000 Euro soll ein Neubau kosten. 40.000 Euro sind bislang zusammengekommen. 2004 jährt sich das Massaker von Sant’Anna zum 60. Mal. Die Orgel wird bis dahin nicht wieder stehen. „Aber es wäre schön, wenn bis dahin genug Spenden beisammen wären“, hofft Maren Westermann, „damit wir wenigstens den Grundstein legen können.“

hude