montagskolumne: meinhard rohr zur lage der nation im spiegel seines wissens

Zu den wichtigsten Erfahrungen, Lehren und Lektionen in meinem an Erfahrungen, Lehren und Lektionen nicht eben armen Leben gehört die folgende Erfahrung, Lehre und Lektion: Wenn der Sommer mit beiden Beinen fest auf dem Boden der Tatsachen steht, schreibt es sich wesentlich flotter. Schon 1968, als auch ich leider noch zu den Linken gehörte, war es im Sommer besonders sonnig. Vor allem die Frauen waren locker, libidinös und lustvoll gekleidet. Die Moral war minimal, wie es der internationale Spitzenphilosoph Max Merkel in seiner „Minima Moralia“ auf den G-Punkt und Heiner Müller mit „Sexus“ auf die Bühne brachte. Heute ist alles anders, nämlich schlimmer: Intimität ist gefährlich, Nähe unmöglich und Zärtlichkeit käuflich. Und die wenigen guten Frauen, die sich überhaupt noch in freier Wildbahn bewegen, zimmern sich eifrig Beziehungskisten, in denen sie danach trachten, die ungelegten Eier ihrer Selbstbestimmung auszubrüten. Wer will da nicht Hahn im Korb sein? Äh, ich.

Diese Kolumne erscheint in loser, aber leider häufiger Folge.