meinungsstark:
Wehrdienst, Wehrpflicht, wehr dich!
„Pistorius’neuer Wehrdienst: Erst mal freiwillig strammstehen“, taz vom 8. 7. 25
Was die Herren Merz und Pistorius vorhaben, ist die Wiedereinführung der Wehrdienstes – wenn dies nicht reicht auch einer Wehrpflicht. Das bedeutet die Wiedereinführung einer endgültig abgeschafft geglaubten Leibeigenschaft. Diese Dienstpflicht ist nicht freiwillig. Sie wird bei Verweigerung bestraft. Im Kriegsfall werden Deserteure mit dem Tod bestraft.
Es ist auch nicht jedermanns Sache, gegen Bezahlung, also gegen einen Sold, das Handwerk der militärischen Verteidigung, also des Tötens, zu erlernen und auf Kommando einzusetzen. Die dienstpflichtigen Soldaten riskieren also nicht nur bei der Verweigerung, sondern auch bei der Akzeptanz ihr Leben; im Ernstfall auch als Kanonenfutter.
Seit alters haben Leibeigene, Unfreie und Sklaven viel zum Prestige-, Macht- und Wohlstandszuwachs ihrer Dienstherren beigetragen. Dienstpflicht passt in düstere Zeiten, als noch Könige, Kaiser und Diktatoren das Sagen hatten.Mark Spoelstra, Freinsheim
Verleugnete Opfer der Nazis
„Wie alte Stigmata die Sozialpolitik prägen“,
Kontext wochenzeitung, wochentaz vom 5. 7. 25
Mit Erstaunen habe ich das Interview mit dem Stuttgarter Historiker Sebastian Wenger gelesen der sich mit dem Thema der von den Nationalsozialisten so genannten „Arbeitsscheuen“ und so genannten „Asozialen“ beschäftigt. Wenger beklagt die mangelnde Vernetzung der Forschenden und offenbart damit eine grobe Recherchelücke und auch seine eigene mangelnde Vernetzung. Davon, dass dieses Kapitel der NS-Geschichte bisher kaum erforscht ist, kann nämlich keine Rede sein.
Der Bundestag beschloss am 13. Februar 2020, die Opfergruppen, die von den Nationalsozialisten „Asoziale“ und „Berufsverbrecher“ genannt wurden, stärker ins öffentliche Bewusstsein zu rücken und ihnen einen angemessenen Platz im staatlichen Erinnern zu verschaffen: „Alle Konzentrationslagerhäftlinge waren am Ende Opfer des nationalsozialistischen Unrechtssystems, auch jene mit dem schwarzen und dem grünen Winkel.“ Dieser Beschluss war das Ergebnis eines Appells einer Gruppe von Sozial- und PolitikwissenschaftlerInnen um Julia Hörath, Frank Nonnenmacher, Dagmar Lieske, Sylvia Köchl und Andreas Kranebitter, der schließlich im April 2018 von 120 prominenten Erstunterzeichnern und weiteren 22.000 Menschen unterschrieben und dem Bundestagspräsidium zugeleitet worden war.
Im Anschluss daran gründete sich der Verband zur Erinnerung an die verleugneten Opfer des Nationalsozialismus: VEVON.
Schließlich luden im Oktober 2024 die KZ-Gedenkstätte Flossenbürg und die Stiftung Denkmal für die ermordeten Juden Europas zur Eröffnung der Ausstellung „Die Verleugneten. Opfer des Nationalsozialismus 1933 bis 1945“. Bis September wird diese Ausstellung in der KZ-Gedenkstätte Flossenbürg zu sehen sein. Name ist der Redaktion bekannt
Netanjahus bitterer Zynismus
„Wegen Kriegsverbrechen Gesuchter schlägt seinen größten Waffenlieferanten für Friedensnobelpreis vor“,
taz vom 9. 7. 25
Das können wir nicht auf uns sitzen lassen: Jens Spahn sollte jetzt umgehend Friedrich Merz als neuen Dalai Lama vorschlagen! Wolfgang Thielen, Krefeld
Bling-bling gegen boom-boom?
„Gen Z will Immos und Dollars“, taz vom 15. 7. 25
Die (Boomer-) Gesellschaft lässt die Gen Z nicht an ihrem Wohlstand teilhaben, dafür darf sie dann demnächst mit einer Wehrpflicht diesen Wohlstand verteidigen. Mal schauen, wie lange das gut geht – zumal politische Akteure wie die AfD aufmerksam mitverfolgen, wie sich die Fronten zwischen den Generationen weiter verschärfen. Klaus-Peter Klauner, Brühl
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