mein islam : Vahap Kalyon: „Am Ende wird alles islamisch werden. Das ist schwer zu erklären, aber wahr“
Vahap Kalyon (50) aus Samsun an der Schwarzmeerküste lebt seit 35 Jahren in Kreuzberg. Er kam als 18-Jähriger nach Berlin und wurde hier Fleischermeister. Heute ist er selbstständig. Er hat 4 Kinder.
„Leider schaffe ich es nicht, dem Islam eine größere Rolle in meinem Leben einzuräumen, obwohl ich es mir sehr wünsche. Aber Allah verlangt das ja von uns auch gar nicht. Er will, dass jeder im Rahmen seiner Möglichkeiten den Geboten des Islam folgt. Das versuche ich eben.
Wir sind sehr zufrieden mit den Deutschen. In dem Betrieb, wo ich früher gearbeitet habe, haben wir mit Hilfe des Betriebsrates den Deutschen erklärt, dass wir Verpflichtungen aus unserem Glauben haben. Sie haben uns dann sogar erlaubt, einen Gebetsraum zu eröffnen. Dort haben in den Folgejahren über 200 Mitarbeiter jeden Tag gebetet. Auch die Toiletten wurden nach islamischen Regeln umgebaut. So etwas habe ich selbst in der Türkei nicht erlebt.
Es macht mich aber sehr traurig, dass ein Teil der Deutschen ungläubig sind. Auch solche respektieren wir, denn sie sind Menschen. Dennoch wünsche ich mir, dass alle glauben. Ich wünsche mir natürlich, dass alle den Islam lernen und daran glauben. Denn am Ende wird ja alles islamisch werden. Das ist schwer zu erklären, ist aber die Wahrheit. Wir müssen auch die Integration schaffen, ohne uns den Deutschen zu unterwerfen. Dabei müssen wir Religion und Kultur bewahren. Wenn wir unsere kulturellen Reichtümer besser erklären könnten, hätten die Deutschen uns viel früher verstanden. Aber wir haben zu spät damit begonnen. Obendrauf haben manche unsere Religion falsch dargestellt. Deshalb haben die Deutschen und ihre Behörden Angst vor uns. Sie müssen versuchen, uns besser zu verstehen.
Alle meine Kinder bemühen sich, gute Moslems zu werden. Mein Sohn ist Informatiker und Sekretär eines islamischen Jugendverbandes. Er ist Koranlehrer. Eine Tochter geht zum Gymnasium. Sie bedeckt ihre Haare, deshalb bin ich sehr zuversichtlich, was ihre Zukunft angeht. Mein anderer Sohn arbeitet in einer Fabrik, aber auch er hat genügend religiöse Ausbildung erhalten. Ich bin im Vergleich ungebildet. Sie sind also alle besser als ich, Allah sei Dank.“
PROTOKOLL: CEM SEY