maulkorb für lehrer : Demokratie geht anders
Die Verwaltung von Bildungssenator Klaus Böger (SPD) hat gegen fünf Schulleiter Disziplinarverfahren eingeleitet. Weil sie öffentlich ihre Meinung gesagt haben. Über den Zustand ihrer Schulen. Und damit Probleme benannten, die einer erfolgreichen Bildungsarbeit mit ihren SchülerInnen im Wege stehen. Das aber ist im Land Berlin im Jahr 2005 unter einem SPD-Bildungssenator nicht erwünscht. Deshalb hat Böger – von der Öffentlichkeit weitgehend unbemerkt – den PädagogInnen bereits vor zwei Jahren einen Maulkorb verpasst. Das ist ein Skandal. Und hat mit einer demokratischen Schule wenig zu tun.
KOMMENTAR VON SABINE AM ORDE
Die Schule soll die SchülerInnen zu DemokratInnen erziehen, so steht es in Paragraf 1 des Berliner Schulgesetzes. Dazu gehört, auf gesellschaftliche Missstände aufmerksam zu machen – und zwar auch, wenn das von oben nicht gerade gerne gesehen wird. Wie aber können LehrerInnen ein solches Demokratieverständnis glaubhaft vermitteln, wenn ihr oberster Dienstherr genau das untersagt? Wohl nur, indem sie gegen dieses Verbot verstoßen.
Das haben nicht nur die fünf Schulleiter getan, denen jetzt Sanktionen drohen. Immer wieder wenden sich engagierte PädagogInnen an die Medien, um auf Missstände in ihren Schulen aufmerksam zu machen. Immer häufiger aber wollen sie weder ihren eigenen Namen noch den ihrer Schule in der Zeitung sehen. Sie haben Angst vor Disziplinarverfahren.
Doch Eltern, SchülerInnen und auch die Öffentlichkeit haben ein Recht, über solche Missstände informiert zu werden. Das gilt gerade in Zeiten, in denen die Schulen vor großen Veränderungen und massiven Finanzproblemen stehen.
Auch das ist Demokratie. Maulkörbe dagegen haben damit nichts zu tun.