mangel an arztpraxen : Arme Viertel stärken
Wer in Billstedt oder Steilshoop krank wird, muss weite Wege zur nächsten Praxis und lange Wartezeiten in Kauf nehmen, während sich in den reicheren Vierteln die Arztpraxen knubbeln. Vor allem für ältere Menschen und Eltern mit kranken Kindern ist das eine Zumutung. Gerade in den ärmeren Gegenden, wo es die meisten kranken Menschen gibt, praktizieren die wenigsten MedizinerInnen.
KOMMENTAR VON TINA STADLMAYER
Die Folgen sind klar: Die Lebensbedingungen in diesen Vierteln verschlechtern sich weiter. Durch den Wegzug vieler Praxen in lukrativere Gegenden verschärft sich die Situation für die verbleibenden. Natürlich: Eigentlich dürfte es gar keine Stadtteile geben, in denen so viele Arbeitslose leben. Wenn aber in den armen Gegenden Arztpraxen schließen, drohen Verhältnisse wie in den Pariser Vororten.
Deshalb müssen diejenigen, die bereit sind, dort zu arbeiten, bei der Vergabe von Zulassungen finanziell unterstützt werden. Per Gesetz sollte man die bessere Honorierung von medizinischen Leistungen in Gegenden mit schlechter Versorgung ermöglichen. Traditionelle Hausärzte, die sich von morgens bis abends als Einzelkämpfer abrackern, wird es bald nicht mehr geben. Aber der Trend zu Praxisgemeinschaften und Versorgungszentren darf nicht zu einer weiteren Ballung der Angebote in wohlhabenden Vierteln führen.