literarische woche :
Dienstag I: Erinnern. Oder rekonstruieren. Oder recherchieren. Denn selbst erlebt hat die 1965 geborene Zsusza Bank, die jetzt den Mara-Cassens-Preis erhält, das sozialistische Ungarn nicht. Minutiös beschrieben hat sie es trotzdem: Der Ungarn-Aufstand 1956, anlässlich dessen ihre Eltern aus Ungarn flohen, bildet die Folie ihres Romans Der Schwimmer: Die Muttter flieht nach Westen, der Vater zieht mit seinen beiden Töchtern durch Ungarn – eine Reise, auf der ein detailreiches Panorama an Städten, Dörfern und Typen vorbeizieht. Die Suche nach der eigenen Identität steht für die Töchter im Zentrum – und latent die Frage nach dem Verbleib jener Zwischenzeit, in der man „immer darauf wartet, dass etwas passiert, aber es passiert nichts“, wie es Bank formuliert, die ers als Buchhändlerin arbeitete, später in Mainz und Washington Publizistik, Politikwissenschaft und Literatur studierte. Sie lebt als Autorin und Redakteurin in Frankfurt/M.
Preisverleihung: 20 Uhr, Literaturhaus, Schwanenwik 38
Dienstag II: Weltreisen. Absurdität entsteht immer aus der Mischung, und so hat Michael Schulte in seinem Buch Cowboys in Kassel den größtmöglichen Spagat versucht: In Kamerafahrten über Kassel sucht er Bizarres zu fokussieren, das nicht konkurrieren kann mit Hundewasch-Erlebnissen in Los Angeles. Und wohin soll es führen, wenn der Hauptgewinn des Protagonisten nach New York führt, wo man in einen Mordfall verwickelt wird? Schulte wuchs in Damaskus und Niederbayern auf und wird im Verbund mit Marc Wortmann, Autor des Witwentrösters, einen „Machtclub“-Abend gestalten. Wortmann präsentiert neue Stadtgeschichten.
20.30 Uhr, Mojo Club PS