lex kopftuch : Der Kopf versagt
Die Angst geht um in Herne. Die Angst vor einem bunten Fetzen Stoff. Jetzt sollen bereits die Vorschulkinder davor geschützt werden. Viel besser wäre es, sie würden sehr früh vor der Dummheit von Politikern bewahrt, vor Sexualstraftätern, misshandelnden Eltern, dämlichen Autofahrern und der schädlichen Junk-Food Industrie.
KOMMENTAR VONPETER ORTMANN
Es mag sein, dass es das kommunale Verwaltungsrecht erlaubt, dass Pädagoginnen, die aus religiöser Überzeugung ein Kopftuch tragen wollen, in Kindertageseinrichtungen nicht arbeiten dürfen. Es mag sogar sein, dass die unaufgeklärte Elternschaft hinter dieser Entscheidung steht. Gesellschaftspolitisch bleibt es eine haarsträubende Maßnahme. Allein die mögliche Verbindung zwischen einem Kopftuch und islamischem Fundamentalismus als Begründung herzustellen, zerstört die Chance eines vorurteilsfreien Aufwachsens von Kindern zwischen den Kulturen. Früher wurden in christlichen Bildungseinrichtungen Kinder mit Holzlinealen auf den rechten Weg gebracht – der heilige Kirchen-Fundamentalismus war für sie wesentlich schmerzhafter und ihre Angst bedeutend größer – im Kopf scheinen die Entscheidungsträger nicht weiter gekommen zu sein. Dass mit dem Herner Verbot ausschließlich Frauen diskriminiert werden, ist in unserer Gesellschaft Normalität. Aber was wird diese unheilige Melange aus Provinzpolitikern und Elternschaft tun, wenn die erste Fundamentalistin ohne Kopftuch entdeckt wird?