piwik no script img

Archiv-Artikel

letzte Fragen

Dürfen auch Nichtchristen Christstollen essen? (24. 12.)

Selbstverständlich dürfen auch Nichtchristen, also Heiden, Christstollen essen, denn auch Christen dürfen Heidschnucken(braten) essen und tun das auch noch mit Genuss, sofern sie keine Vegetarier sind. Hans Selck, Hamburg

Nein, eigentlich nicht. Schließlich dürfen auch ausschließlich Weiße Weißbier trinken und auch nur Bauern Bauernbrot verzehren. Und die Sharon-Frucht erst … Karl-Heinz Neu, Andechs

Ja, aber nur wenn sie aus Dresden kommen. Dann können sie nämlich Dresdner Stollen essen.

Robert Ullmann, Greiz

Aber natürlich dürfen sie. Denn ansonsten dürften Nichtchristen so einiges nicht zu sich nehmen. Aus der Tradition, kirchliche Erinnerungen in Form von Backwaren wiederzugeben, ist nämlich nicht nur der Stollen, sondern unter anderem auch der Pfannkuchen (der ja überall außer in Berlin „Berliner“ heißt und der den Schwamm darstellen soll, mit dem Jesus am Kreuz getränkt wurde) und die Brezel (als Symbol für die Fesseln, die er tragen musste) entstanden. In allen Fällen sollte man sich beim Essen also möglichst nicht vorstellen, was man da an Symbolik verspeist. Andrea Ernst, Berlin

Wenn sie in der Lage sind, Zitronat, Orangeat und verbrannte Rosinen zu sich zu nehmen: bitte schön!

Mika Schmidt, Homberg

Gibt es einen schöneren Silvesterwunsch als „Guten Rutsch“? (24. 12.)

Fromme Christen wünschen sich wohl eher „Ein gutes und gesegnetes neues Jahr“. Schöner ist das allerdings nicht. Warum nicht mal mit Sprachwissen auftrumpfen? „Happy New Year“ oder „Feliz Año Nuevo“ kennen die meisten, wie wäre es aber dieses Jahr mal mit „Gelukkig Nieuwjaar“ (Niederländisch), „Szczesliwego Nowego Roku“ (Polnisch), „Gott Nytt År“ (Schwedisch), „S Novym Godom“ (Russisch) oder „Akemashite Omedetou Gozaimasu“ (Japanisch)? Wer aber so richtig nachhaltig beeindrucken möchte, der lernt am besten die gälische Version des „Guten Rutsch“ auswendig: „Aith-bhliain Fe Nhaise Dhuit“. Veit Berger, Salzgitter

Offensichtlich hat die Fragestellerin keine Ahnung, was der „Gute Rutsch“, den sie da jedes Jahr Ende Dezember unzähligen Mitmenschen wünscht, überhaupt bedeutet. Mit dem deutschen Wort Rutschen hat der Wunsch nämlich herzlich wenig zu tun. Vielmehr leitet er sich vom hebräischen Namen des jüdischen Neujahrsfestes „Rosch Hashana“ ab. Also: lieber mal nachdenken, bevor man deutsche Döner und artgerechte Massentierhaltung fordert. Dr. Gerhard Löske, Neumünster

Sind künstliche Weihnachtsbäume ökologischer als „echte“? (18. 12.)

Vermutlich ökonomischer.

Gerd Neurath, Saarbrücken

Warum schlafen kleine Kinder immer quer im Ehebett? (11. 12.)

Weil sie Angst haben, ansonsten in der Besucherritze zu verschwinden.

Malina Johannsen, Holm

Damit sie Papa gleich vom Bett strampeln können, wenn er beginnt, so grauenhaft zu schnarchen.

Ronja Wetzel, Flensburg

Warum tragen Männer keine Strumpfhosen? (27. 11.)

Also das mit den Männern und Strumpfhosen ist so: Stehpinkler tragen aus verständlichen Gründen keine Strumpfhosen. Der Mann wird aber in der Regel erst dann zum Sitzpinkler, wenn sich sein geistiger Horizont erweitert und zum Ausgleich sich die Prostata verengt. Dieses Problem haben Frauen nicht. Weil das normalerweise erst nach der Lebensmitte passiert, ist es dann irgendwie zu spät, um noch auf Strumpfhosen umzusteigen. Vielleicht will man sich ja auch nur nicht als Sitzpinkler vor Gott und aller Welt outen. Dazu kommt, dass selbst Sitzpinkler keine Röcke tragen und Strumpfhosen nur bei Röcken Sinn machen. Rock und Strumpfhose sind eine Schicksalsgemeinschaft. Strumpfhose und Hose sind ein Unding bzw. zwei Undinger. So ungefähr ist das.

Kasimir Schwarz, Bremen

Ist der Karnevalsprinz kein Mann?

Uta Eggeren, Konstanz

Warum haben/kriegen in Kinderbüchern Kinder immer Geschwister des jeweils anderen Geschlechts? (20. 11.)

Na, das gilt aber nur für Bücher, in denen die Mama gerade schwanger ist und dem Kind schonend beigebracht wird, wie das Baby in den Bauch gekommen ist. Solche infantilen Sachbücher sind ja in gewissen Momenten als pädagogische Hilfe verzeihlich, sollten aber auch mal auf ihr Geschlechterbild achten und auf keinen Fall unter dem Begriff Kinderliteratur laufen. Fantasievolle Fiktionen, wie die von Astrid Lindgren zum Beispiel, haben jede Menge Kindergeschichten mit gleichgeschlechtlichen Geschwisterpaaren: die Brüder Löwenherz, Madita und Pims, Kerstin und ich (Barbro). Aber sind die Verhältnisse dieser Geschwister untereinander anders als gemischtgeschlechtliche? Das fände ich bedenklich. Die Lösung: Nur noch gute Bücher lesen, die ohne fingierte Geschlechterunterschiede auskommen.

Anne Oelzner, Lippstadt

Woraus besteht die andere Hälfte eines Halbaffen? (20. 11.)

Halb Affe, halb Mensch – von wegen! Typischer Fall von Anthropozentrismus und Anthropomorphismus. Die dem Menschen am nächsten stehenden Affen sind die so genannten Menschenaffen (Schimpansen, Bonobos, Gorillas, Urang-Utans), während „Halbaffen“ (Spitzhörnchen, Lemuren, Koboldmakis) sozusagen auf der anderen Seite stehen, den Affen ähnlich, die andere Hälfte ist aber, etwa wegen der feuchten hundeähnlichen Schnauze, nicht den Menschen, sondern anderen, kleineren Säugetieren wie Hunden oder Mäusen ähnlich. Vielleicht stimmt’s mit der einen Hälfte Mensch ja beim Halbesel …

Martin d’Idler, Oberhambach

Egal, von welcher Seite man ihn (oder sie) betrachtet: Die andere Hälfte des Halbaffen ist noch ein halber Affe. Was den Armen aber noch lange nicht zum Vollaffen und respektierten Mitglied der Affheit macht! Dort gilt er als Halbmensch, und eine schlimmere Beleidigung kann sich kein Affe vorstellen.

Markus Heinz, Dortmund

PROCEDERE: Letzte Fragen und Antworten bitte an: die tageszeitung, Letzte Fragen, Kochstr. 18, 10969 Berlin; Fax (0 30) 2 59 02-6 54; E-Mails bitte nur an fragen@taz.de