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Archiv-Artikel

leserinnenbriefe

■ betr.: „Schon 2.844-mal in Deutschland“, „Gefahr aus dem Tamifluss“, taz vom 25. 7. 09

Hysterie wird geschürt

Zu Impfthemen vermisse ich immer wieder einen kritischen Ton.

Es ist seit einigen Jahren bekannt, dass an einem H1N1-Impfstoff gearbeitet wird, und nun ist die Entwicklung fertig und er kommt im Herbst auf den Markt. Die Frage ist nur, wie diese Impfung an den Mann und die Frau gebracht werden kann. Mit Tamiflu haben wir beobachten können, dass ohne die Vogelgrippehysterie nicht so große Mengen geordert und eingelagert worden wären. Und nun haben wir eine, zwar als Krankheit sehr glimpflich verlaufende, Pandemie, aber mit der Veröffentlichung von täglich steigenden Erkrankungszahlen wird eine Hysterie geschürt, die nicht gerechtfertigt ist. Sogar in unserer örtlichen Tageszeitung wird darauf verwiesen, dass es doch sehr nachdenklich stimmt, wenn der Beschluss der WHO-Impfkommission, eine Schutzimpfung für alle Bewohner ihrer Mitgliedstaaten zu empfehlen, im Beisein der großen Impfstoffhersteller erfolgt.

Es wird zwar immer wieder darauf verwiesen, dass die Krankheit derzeit in der Regel sehr milde verlaufe, aber man nicht wisse, wie das Virus sich verändere, und dass es dann vielleicht sehr gefährlich würde. Aber ist bei einer Mutation des Erregers diese Impfung immer noch wirksam? Grundsätzlich gilt diese Überlegung zur Veränderung ja für jedes Virus.

Ich sehe zurzeit die Medien als sehr willfähriges Marketinginstrument der Impfstoffhersteller. Das Sommerloch wird gestopft und die Angst blüht und im Herbst werden die Kassen der Impfstoffhersteller klingeln.

MAGDALENE KIMMICH, Hausärztin, Bietigheim-Bissingen

■ betr.: „Lieber krank als tot“, taz vom 25. 7. 09

Medikamente belasten Gewässer

Die ganze Angstmacherei und zu viele Warnungen im Zusammenhang mit der Schweinegrippe lassen die Bevölkerung, so mein Eindruck, abstumpfen. Wenn wir die Besonderheiten dieses Virustyps aber nicht ernst nehmen, dann droht doch eine Gefahr. Beides, Gleichgültigkeit, aber auch Überempfindlichkeit, ist fehl am Platz. Deshalb war es sehr wichtig, dass Sie ganz konkret die Belastungen durch eine wahllose (medizinisch nicht angezeigte) Einnahme des „Gegenmedikaments“ Tamiflu einmal deutlich herausgestellt haben. Solche Berichte lesen wir gern. Bleiben Sie am Ball! Bitte berücksichtigen Sie: Unsere Gewässer werden auch durch andere Rückstände aus der Einnahme von Medikamenten belastet, die die Reinigungsstufen der Klärwerke passieren. Hier wäre der Bundesgesetzgeber aufgefordert mehr zu tun (Filter)! CHRISTIAN LUKNER, Bonn

■ betr.: „Wissenschaft + Politik = Weizsäcker“,sonntaz vom 25. 7. 09

Erde ohne Menschen

Der ach so weise Herr von Weizsäcker entlarvt sich mit der allerletzten Bemerkung in seinem „Gespräch“ als im Grunde menschenverachtender Zyniker. Wenn es auf der Erde keine Menschen mehr gibt, dann ist die „Robustheit“ unseres Planeten völlig uninteressant. Und völlig abgedreht ist es, eine Erde in diesem Zustand (nach einer denkbaren Verwüstung durch den Menschen) dann auch noch als „unglaublich schönen Planeten“ zu bezeichnen. Als Subjekt eines solchen Urteils muss Herr von Weizsäcker dann bezeichnenderweise einen „Bewohner von einem fernen Planeten in der Milchstraße“ erfinden, also eine außerirdische Intelligenz, die dann aber mit den gleichen ästhetischen Maßstäben operiert wie ihr Erfinder. Vielleicht finden ja außerirdische Intelligenzen (wenn es denn solche geben sollte) eine mit Kohlendioxid und Methan angereicherte Atmosphäre höchst gemütlich und Quellen von harter Radioaktivität romantisch!?

Es kommt darauf an, dass die Erde für die Menschheit eine Heimat ist und möglichst lange eine solche bleibt. Der „Ewigkeitsblick“ eines Herrn von Weizsäcker führt nur dazu, die tatsächlichen Probleme und Aufgaben zu relativieren und möglicherweise aus dem Auge zu verlieren.

WINFRIED SCHUMACHER, Köln

■ betr.: „Wissenschaft + Politik = Weizsäcker“

Tröstende Worte beruhigen

Wer sich ernsthaft damit beschäftigt, die drohenden menschengemachten Katastrophen in Wirtschaft, Sozialem und Umwelt abzuwenden, reibt sich ob so viel Altersmilde verwundert die Augen: Alle Ursache der Katastrophen finden bei E. U. v. Weizsäcker in der Beschreibung der bestehenden politischen Machtverhältnisse ihre natürliche Erklärung. Selbst mit der Berufung von Umweltpolitikern in das Team von Obama seien entscheidende umweltpolitische Änderungen aufgrund der Machtverhältnisse im Kongress kaum zu erwarten.

Am Ende beruhigen die tröstenden Worte, dass die Erde auch mit nur der Hälfte der Tier- und Pflanzenarten immer noch „ein unglaublich schöner Planet“ für Besucher von anderen Planeten sei. Keine Motivation für Umweltaktivisten. Nur, vielleicht hat Ernst Ulrich von Weizsäcker ja Recht. WOLFGANG SCHNEIDER-SCHIKORR, Weikersheim