leserinnenbriefe :
Wir entscheiden
■ betr.: Klimagipfel
Gipfel? WIR entscheiden: Fahrrad, Haus dämmen, A+ nicht mehr kaufen, Müllvermeidung vor Recycling, Reparierbarkeit, Einkauf regional und saisonal, gutes Essen, Ökostrom und Naherholung.
JOHANNES LAUBROCK, Aurich
Es riecht nach Supermann
■ betr.: „Die Versager“, taz vom 21. 12. 09
Es ist einfach das Problem auf eine Handvoll Personen zu verfrachten und zu beklagen, dass die es nicht zu richten vermochten.
Es mag ja etwas dran sein, dass die Staatsvertreter uns leider nicht gerettet haben, ich finde aber, dass es nach Supermann riecht. Helden da oben sollten es richten. Dies soll die Lösung sein. Dies soll uns die Verantwortung für unser hautnahes Handeln ersetzen.
Da schreien jene, die Flugzeugreisen in ihren Normalkonsum längst integriert haben, nach „Schwarzenegger“, dass er ihnen die Welt rette. Ja, wir möchten noch schnell die armen Menschen in Fernost besuchen, werden ihnen unser Mitgefühl vor die Füße fliegen, werden noch schnell Bangladesch anfliegen, bevor es vom Meer verschluckt wird. Und wir tun uns selbst leid, haben für eine bessere Welt uns den Arsch im Flieger platt gesessen, während die Loser in Kopenhagen wieder nichts zustande bekamen.
Wenn die Versager großartig benannt werden, dann sparen Sie bitte diese und uns als Konsumenten nicht aus, aber betrachten Sie bitte auch Ihr Handeln. Überlassen Sie das Anbieten und Bewerben von Fernreisen anderen. Ich möchte Sie als glaubwürdige Kritiker.
ULRICH ARTMANN, Köln
Ein gutes Motto für 2010
■ betr.: „Afrika, wir kommen!“, taz vom 30. 12. 09
Die Überschrift ist ein gutes Motto für 2010. Denn die erste Fußball-Weltmeisterschaft bedeutet unabhängig von ihrem Ausgang eine erhebliche Aufwertung für den ärmsten Kontinent. Ein Hoffnungsschimmer, der sich vor allem abseits des grünen Rasens abspielt, da sich die Chance bietet, dass die reichen Europäer endlich ihre Politik gegenüber Afrika überdenken. Denn an der Armut trägt die Europäische Union eine erhebliche Mitschuld, weil sie weiterhin mit ihren hoch subventionierten Lebensmitteln den südlichen Markt überschwemmt und damit den Aufbau lokaler Wirtschaftsstrukturen verhindert.
Ein Neuanfang tut deshalb Not, der sich darauf konzentriert, der einheimischen Bevölkerung nicht mehr ihre Existenzgrundlage zu nehmen. Damit wäre auch eine erhebliche Kostenersparnis verbunden, zumal das Frontex-Programm in der bisherigen Größenordnung nicht mehr nötig wäre bei einem fairen Miteinander!
RASMUS PH. HELT, Hamburg
Eine Art Notwehr
■ betr.: „Obama fordert allwissende Geheimdienste“,taz vom 2. 1. 10
Wäre es nicht vielleicht doch einen Versuch wert, einmal auf die eigene gewalttätige Politik zu verzichten, um den „Terror“ in der Welt zu verringern?
Es ist ja doch wohl kaum zu bezweifeln, dass zumindest ein Teil und wahrscheinlich das auslösende Element des Terrors eine Reaktion auf die rücksichtslose Art und Weise ist, mit der der „Westen“ – mit den USA an der Spitze! – seine Interessen und seine Art zu denken und zu leben der ganzen Welt aufzuzwingen versucht. Von diesem Aspekt her handelt es sich zumindest bei einem Teil der Terroraktivitäten um eine Art Notwehr, die dadurch ihre Berechtigung erhält, dass gegenüber der überwältigenden wirtschaftlichen und militärischen Überlegenheit des Westens eine „andere Abhilfe nicht möglich ist“, wie das Grundgesetz die Bedingung für das Widerstandsrecht formuliert (Art. 20,4 GG). Es ist schon ziemlich unfair, dass der Stärkere den Einsatz von Gewalt für sich in Anspruch nimmt, den „Schwächeren“ jedoch durch das Gewalttabu zur Ohnmacht zu verurteilen versucht. LUDWIG SCHÖNENBACH, Bremen
Dem Fleischgenuss entsagen
■ betr.: „Die großen Denker argumentierten auf Kosten der Tiere“, Interview mit Rainer Hagencord, taz vom 22. 12. 09
Nicht alle argumentierten auf Kosten der Tiere. Gegenbeispiele: Albert Einstein: „Nichts wird die Chance auf ein Überleben auf der Erde so steigern wie der Schritt zur vegetarischen Ernährung.“ Leo Tolstoi: „Fleischessen ist ein Überbleibsel der größten Rohheit. Der Übergang zum Vegetarismus ist die erste und natürlichste Folge der Aufklärung.“ Christian Morgenstern: „Wenn der moderne Mensch die Tiere, deren er sich als Nahrung bedient, selbst töten müsste, würde die Anzahl der Pflanzenesser ins Unermessliche steigen.“
Pythagoras: „Alles, was der Mensch den Tieren antut, kommt auf den Menschen zurück.“ Mahatma Gandhi: „Ich glaube, dass geistiger Fortschritt an einem gewissen Punkt von uns verlangt, dass wir aufhören, unsere Mitlebewesen zur Befriedung unserer körperlichen Verlangen zu töten.“ Albert Schweitzer: „Mein Ansicht ist, das wir, die für die Schonung der Tiere eintreten, ganz dem Fleischgenuss entsagen und auch gegen ihn reden. So mache ich es selber.“
Die Einstellung und das Handeln der großen Theologen, Philosophen und Ärzte wünsche ich Rainer Hagencord.
HERBERT WIEDMANN, Grafenberg