leserinnenbriefe :
Vier Ökostromanbieter
■ betr.: „Die Öko-Wirtschaft als Helfer und Sponsor“, taz v. 24. 4. 10
Eure Berichterstattung über die Menschenkette habe ich mit großem Interesse verfolgt. Leider hat Felix Lee bei seinem Beitrag über Sponsoring die Firma naturstrom vergessen, welche ebenfalls mit dem naturstrom Express (Sonderzug) die Möglichkeit zur Teilnahme gesponsert haben. Wenn ihr schon benennt, dann bitte alle vier Ökostromanbieter! KIRSTEN SCHAUB
Kritischer Skeptizismus
■ betr.: „verboten“ (… liebe Endlager und Endlageristinnen),taz vom 26. 4. 10
Immer wieder bin ich überrascht, dass ihr eben nicht nur „die“ linke Zeitung seid, sondern viel mehr als das. Eine Zeitung, die das Linkssein nicht über alles hebt, sondern sich in erster Instanz dem kritischen Skeptizismus verpflichtet fühlt. Das linke Bekenntnis kommt dann bei euch immer mutig, immer konsequent und immer alternativlos zum Tragen, wenn es nötig ist. Das euch jetzt endlich mal zu sagen, dafür war das heutige „verboten“ der Anlass. Diese Balance zwischen konstruktiv-kritischem Skeptizismus und klarem linkem Bekenntnis, wo immer es nötig ist, zeichnet euch für mich besonders aus und hebt euch wirklich hervor, das kann man nicht hoch genug schätzen. HORST-DIETRICH ELVERS, Dresden
Hinterher einknicken
■ betr.: „CDU begrüßt neue Ministerin“, „Symbolpolitik mit Folgen“, taz vom 27. 4. 10
Es geht der Aygül Özkan doch gar nicht um ein „Kruzifixverbot“ an Niedersachsens Schulen. Ich selbst bin in Niedersachsen zur Schule gegangen und kann mich an kein einziges Kruzifix erinnern. Das Ergebnis einer Suche nach Kruzifixen an Niedersachsens Schulen dürfte mit dem Ergebnis einer Suche nach Burkaträgerinnen in Niedersachsen stark korrelieren, mit absoluten Zahlen nahe null. Es geht Özkan doch nur um ein Verbot von Kopftüchern, also um die Diskriminierung einer Minderheit, indem man dieser Minderheit verbietet, sich zu ihrer Religion zu bekennen. Da Özkan aber schlau genug ist zu wissen, dass ein Verbot nur der Kopftücher momentan rechtlich nicht durchgeht, bezieht sie die Kruzifixe mit ein. Dann wartet man die allgemeine Empörung ab, um hinterher einzuknicken und eben „nur“ die Kopftücher zu verbieten. ARNE LOEPER, Kiel
Logische Selbstverständlichkeiten
■ betr.: „Symbolpolitik mit Folgen“, taz vom 27. 4. 10
Also bitte, nur weil Aygül Özkan Muslimin ist, soll sie plötzlich per se für gute Politik stehen? Die Dame äußert sich zu logischen Selbstverständlichkeiten, da sollte Daniel Bax nicht so ein Bohei machen. Puuh, ihr habt doch sicher im Blick, was sich in dieser angeblich christlichen Partei in Niedersachsen, trotz neuer Ministerriege, so alles abspielt? Atompolitik, Zuwanderung, Bildungspolitik, Sozialpolitik und Umweltschutz – alles an die Wand gefahren. Da hilft auch nicht, dass Özkan von sozialdemokratischer Einwanderungs- und Bildungspolitik der 70er und 80er profitiert hat, das hat sie schon lang vergessen. Auch die taz sollte mal realisieren, dass schlechte Politik schlecht bleibt! FRANK PIWECKI, Buchholz/Nordheide
Auf diffuse „Werte“ besonnen
■ betr.: „Ja, Kruzitürken!“, taz vom 27. 4. 10
Ehrlich, seit einigen Jahren hat mein Glaube an die Rechtsstaatlichkeit Deutschlands einen ziemlichen Knacks (vom Christentum ganz zu schweigen). Psychologisch ist das vermutlich ganz einfach mit Folgendem zu erklären:
Zitat aus dem Artikel: „Vor dem versammelten Parteivorstand erläuterte der Demoskop Matthias Jung von der Mannheimer Forschungsgruppe Wahlen, regelmäßige Kirchgänger seien heute keine relevante Wählergruppe mehr. Auch das erheiterte in der Partei nicht jeden Kirchentreuen.“
Ob Politiker oder Otto Normalverbraucher, gebildet oder ungebildet, (oft auch) links oder rechts: Fast alle haben tierische Panik, dass ihnen ihre kulturellen Felle davonschwimmen. Kreuze hängen in Niedersachsen zwar nirgends mehr und niemand geht zur Kirche, aber wenn die Muslime kommen, besinnt man sich auf irgendwelche diffusen „Werte“ (von denen alle, die gut sind, selbstverständlich christlich sind!). Auch wenn das überintegrierte CDU-Anhänger sind. Da setzt halt schon mal der Verstand aus. G. AMISIS OBREGON, Hannover
Provokante Themen
■ betr.: „CDU begrüßt neue Ministerin“, taz vom 27. 4. 10
Scheinbar haben alle Politiker das gleiche Bestreben, mit möglichst provokanten Themen in die Schlagzeilen zu kommen. Da reicht es nicht, dass man die erste Ministerin mit Migrationshintergrund ist, nein, man muss auch sofort ein Thema aufgreifen, das möglichst viel kontroverse Diskussionen auslöst. Leider hilft das bei der Lösung des eigentlichen Problems wenig und vergrößert nur die Gräben zwischen den Fronten. Politik ist ja heute nicht mehr die Suche nach einem tragfähigen Kompromiss, sondern eine möglichst große Abgrenzung zu den politischen Gegnern (und sei es in der eigenen Partei). STEPHAN KLÖCKNER, Hamburg