kurzkritik : Kettcar – nett und unverständlich
Das Prinzip Boygroup: fünf nette Jungs, strubbelig süß, ein bisschen nachdenklich, ein bisschen wild. Eine freundlich spaßige Clique, mit der man gern die Zweitsemesterparty feiern möchte. Obwohl das Quintett ziemlich alt ausschaut und sich gar nicht sexy kleidet. Dafür kann es Befindlichkeiten in Töne und Worte verwandeln, so dass sich das Publikum verstanden, umarmt, zu Hause fühlt – weiter an die großen Gefühle und kleinen Dinge des Alltags glaubt. Kettcar nennt sich die Hamburger Band, ihre angenehme Vordiplomsmucke ist eine Unterabteilung des Studentenstadtrocks: unprätentiös verdichtete Punkpopmelodien werden bruchlos als Gitarrenschrammelei inszeniert und mit simpler Hüpfrhythmik befeuert. Gefeiert wird die hymnische Mitsingkraft einprägsamer Deutschrockrefrains wie die „Mach immer, was dein Herz dir sagt“-Ideologie.
Vorgetragen mit lässig unterkühlter Kratzstimme und reichlich Selbstironie bleiben Kettcar bodenständig: auf der Suche nach der Schönheit im Einfachen. Das funktioniert ausgezeichnet: angenehm voll das „Modernes“, angenehm laut und rau der Sound. Dass die Texte nicht zu verstehen sind, macht gar nichts. Alle Besucher singen alles mit. „Manche sagen es wär‘ einfach / ich sag‘ es ist heikel, / du bist New York City, / und ich bin Wanne-Eickel“. Einfach süß, diese Liebesbriefmusik für den kleinen Emotionskick zwischendurch. Jens Fischer