kurzkritik: jens böhrnsen im fernsehen : Gewissenhaft, auch bei der Butter
Es ist ihm sichtlich unangenehm. Aber ab und zu geht es halt nicht anders. Und Jens Böhrnsen muss den Scherf geben. Präzenz zeigen. Leutseligkeit beweisen. Ins Fernsehen.
Doch die Rolle liegt ihm nicht. Schon gar nicht, wenn er mal für eine Stunde der trauten Senatorenrunde enteilt – um fürs öffentlich-rechtliche Wirtschaftsmagazin „Wiso“ Butter zu testen. Also macht er das, was er am besten kann: Er ist der erste Diener seines Staates.
Gewissenhaft sitzt er auf dem Podium, arbeitet besten Wissens und Gewissens die Liste ab, ordnet die Buttersorten von muffig bis frisch, von fleckig bis glatt, von ranzig bis aromatisch, beschreibt sie nach Aussehen und Geruch, Streichfähigkeit und Geschmack. Widmet sich der Sache mit dem gebotenen Ernst. Schließlich sitzt die Frau von der Stiftung Warentest gleich neben ihm.
Nur das mit der Souveränität, das gälte es noch mal zu üben. Etwas unsicher schaut er drein, als er den Saal betritt, lächelt verlegen, spickt auch mal zur Nachbarin. Denn er ist und bleibt halt doch: ein Verwalter. Jan Zier