kurzkritik: henning bleyl über Blaumeier-Theater : Weiter mit Jules Verne
Mit „In 80 Tagen um die Welt“ ist die Neuorientierung des Blaumeier-Theaters ein beachtliches Stück voran gekommen: Parallel oder möglicherweise in Nachfolge zu den großen Open Air-Spektakeln mit plakativ-poetischer Symbolik entwickelt sich ein fein nuanciertes, Guckkastentaugliches Ensemblespiel. Mit welcher Präsenz deren Akteure auch ganz auf sich gestellt den Bühnenraum füllen, zeigt etwa die phänomenale Entwicklung der früheren „Carmen“-Darstellerin Melanie Socher – sie spielt jetzt den um die Wette reisenden Phileas Fogg.
Bei Jules Verne hat das auch im Zusammenspiel deutlich gefestigte Blaumeier-Ensemble einen geradezu idealen Stoff gefunden: Die Road Movie-mäßige Verfolgungsjagd rund um den Erdball bietet schier unbegrenzte Gelegenheiten, die Verwandlungslust der AkteurInnen – und der Bühnebildner! – auszuagieren. Das nutzen auch die Musiker: Sie begleiten alle Reisestationen als stand up Musicians und haben jedes erdenkliche Lokalkolorit akustisch parat. Unter der Regie von Barbara Weste und Imke Burma hat das seit nun vier Jahren existierende feste Blaumeier-Theaterensemble ein Niveau erreicht, das noch deutlich über die zuletzt gespielte „Elisabeth“-Revue hinaus geht.