kommunales kino : Zu wenig Kino im Babylon
Im Filmkunsthaus Babylon läuft derzeit ein Katastrophenfilm an. Manche würden auch sagen: ein Horrorstreifen. Das Szenario jedenfalls ist so gestrickt, dass ab 2005 keine öffentlichen Mittel mehr für die Betreiber fließen. „Die können sich aufhängen“, würde Ex-Torwarttrainer Sepp Maier sagen. Außerdem will der Kultursenator für das Filmkunsthaus einen neuen Gesellschafter suchen. Springt niemand auf am Rosa-Luxemburg-Platz – was angesichts der lauen finanziellen und breiten räumlichen Strukturen des Kinos mehr als wahrscheinlich ist – bedeutete dies das Ende des kommunalen Filmtheaters der Stadt.
KOMMENTAR VON ROLF LAUTENSCHLÄGER
Kein Filminteressierter kann das wollen. Es muss in Berlin einen Ort geben, der sowohl die Filmgeschichte im Programm thematisiert als auch die Peripherie des Mediums: Dokumentationen, Reihen, Genres, unbekanntes Kino aus Afrika, Lateinamerika oder Asien. Kein Kultursenator, für den das Verhältnis zur Geschichte zum Ego-Credo gehört, darf da nur auf die öffentlichen Mittel starren, zumal wenn diese mehr als gering sind und die Miete für das Haus hoch ist.
Vorhalten lassen müssen sich die Betreiber dennoch eine Mitschuld an der Misere. Sie bespielen – neben dem „Studio“ – einen großen, aufwändig renovierten Saal aus den Zeiten der Filmpaläste. Liefen im Studio zu Recht die Streifen für ein kleines Publikum, mangelte es für den Saal an Profil und Weitsicht. Ein zu enger Kunstbegriff hat zu den leeren Plätzen geführt. Ebenso ein Mangel an Modernität bei der Vermittlung der Programme. Mit Innovativem „gezogen“ hat das Babylon nie. Das Filmkunsttheater der Gegenwart hat mehr parat als Klassiker. Es hat Mut und cineastische Neugierde zu beweisen. Und es weiß: Filmkunst ist (auch) Kunst für die Massen.
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