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Krieg um Frieden
Die Grenzen sind überschritten. Weder bewegen sich Martin Rooneys Äußerungen im durchs Grundgesetz großzügig abgesteckten Rahmen der Meinungsfreiheit. Klaus Hübotter bezeichnet sie treffend als „unflätige Beschimpfungen“, die sich „gegen die gesamte Ichon Villa“ und ihre Preisträger richten. Genausowenig aber hat sich der Vorstand des ehrenhaften Vereins in der Kontroverse um den Friedenspreis durch Duldsamkeit oder auch nur Anstand hervorgetan: Wer einen Querdenker auszeichnet – und diesen Ehrentitel hat Rooney wirklich verdient – muss damit rechnen, selbst in wichtigen Fragen nicht synchron mit ihm zu ticken. Gerade wenn der zu vergebende Preis sich Kultur- und Friedenspreis nennt: Kultur ohne Streit gibt es nicht. Und Frieden ohne Meinungsvielfalt ist Terror.
Den Preis zu behalten, steht im krassen Widerspruch zu den hassgetränkten Äußerungen des Briten über seine Vorgänger. Hätte es wirklich ein Verzichtangebot Rooneys gegeben, wäre das eine saubere Lösung gewesen: Klaftertiefe Gräben muss man nicht ausfüllen. Jetzt allerdings versucht sich der Ichon-Vorstand durch die jesuitische Interpretation eines – indiskutablen – Schreibens aus der Affäre zu ziehen. Das wird ihm nicht gelingen. Im Gegenteil, vor diesem Hintergrund wirkt selbst der Plan, das Preisgeld des nächsten Jahres den Kindern im Irak zu spenden – schmierig. Das Ansehen der Trophäe ist ruiniert. Nicht, weil Rooney gerne Leserbriefe schreibt. Sondern weil es eine Mindestanforderung an jene gibt, die Friedenspreise ausreichen: Den Frieden im Kleinen herstellen zu können. Das ist nicht geglückt.
Benno Schirrmeister