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Der Lange redet viel, wenn der Tag lang ist
Wichtige, vielleicht auch unpopuläre Entscheidungen sind durchzusetzen, eine starke parlamentarische Opposition könnte die Tatkraft hemmen – das ist die Begründung dafür, in Bremen die große Koalition fortzusetzen. Zwölf Jahre große Koalition, das würde bedeuten: Eine ganze Generation ist in Bremen aufgewachsen ohne einmal eine starke parlamentarische Opposition im Landesparlament erlebt zu haben. Der Verlust an Demokratie ist der Preis – wofür?
Die Veranstaltung in Vegesack war eine Offenbarung. Denn nicht nur in den großen Fragen der Sanierungs-Perspektive vermeidet es die große Koalition, ihrem Wahlvolk die unpopuläre Wahrheit zu sagen. Sogar in kleinen Stadtteilfragen am Oeversberg ist vom großen Mut nichts zu sehen. Da plustert der Bürgermeister die Verlegung eines Sportzentrums zur Zukunftsfrage für die Kinder der Arbeitslosen in Bremen-Nord auf. Ein „Gutachten“, an die üblichen Verdächtigen im Bremer Subventions-Klüngel vergeben, sollte das mit wissenschaftlichem Anstrich versehen. Und dann blamieren zwei Vertreter der großen Koalition ihren Bürgermeister bis auf die Knochen und demonstrieren vor dem großen Publikum: „Der Lange“ aus dem Rathaus redet viel, wenn der Tag lang ist. Witzigerweise war es die CDU, die hier vor dem Zorn der Grohner weiche Knie bekam. Offenbar ging es nicht um die Zukunftsfrage für die Kinder der Arbeitslosen.
Möglicherweise würden Unternehmen, bevor sie große Investitionen tätigen, auch – unpopulär offen – die Frage aufreißen, wie die Finanzierung der IUB abgesichert ist, wenn die staatlichen Subventionen aufgebraucht sind. Klaus Wolschner