kommentar: ganztagsbetreuung für jugendliche : Gegen die Wissenschaft
Die Entscheidung der SPD-Landtagsfraktion, sich zukünftig den ganzen Tag um die Kinder in den Klassen fünf bis sieben kümmern zu wollen, ist rückwärts gewandt und bildungspolitisch unsinnig, macht aber in Zeiten des Wahlkampfes durchaus Sinn. Letztendlich werden aber die Benachteiligungen von sozial schwachen Schichten dadurch beibehalten.
Denn Erziehungswissenschaftler haben in einer breit angelegten Studie schon vor Monaten nachgewiesen, dass gerade die Generation, um die sich die Sozialdemokraten jetzt verstärkt kümmern wollen, bildungspolitisch nicht mehr sinnvoll zu fördern ist. „Was Hänschen nicht lernt, lernt Hans nimmermehr“, trifft nach wissenschaftlicher Meinung voll zu.
Es scheint, als müsse man dieses auch der Landes-SPD attestieren. Denn gerade die Versäumnisse, die zu Anfang einer Bildungs- und Sozialisationskarriere gemacht werden, setzen sich in den Berufsweg fort. Ein Land wie Nordrhein-Westfalen mit einem hohen Anteil an Migrantenkindern und Gebieten mit durchgehend sozial schwachen Bevölkerungsstrukturen ist auf eine frühe Förderung ihrer Gesellschaftsmitglieder angewiesen, um soziale Chancen mindestens zu erhalten.
Vielleicht macht es sich ganz gut, Betreuungsbedürftige Jugendliche von der Straße zu holen, allerdings darf Schule nicht als Sicherungsverwahrung vernachlässigter Jugendlicher verstanden werden. Jugendliche mit ihren Mitschülern mithalten können, brauchen in dem Alter keine Betreuung. ELMAR KOK