klaus hübotter erwidert ralph giordano :
Es gibt kaum eine andere Institution in Bremen, die so kompromisslos gegen den Antisemitismus vorgeht wie die Ichon-Villa. Zwei jüdische Schriftsteller und Philosophen, Karl Fruchtmann und Ivan Illich, erhielten in den Vorjahren den Preis des Hauses. Die Villa ist ständiger Tagungsort der deutsch-israelischen Gesellschaft. (...) Die Ichon-Villa antiisraelischer Machenschaften zu verdächtigen, ist paradox.
Und nun, kaum dass alle sechs Vorstandsmitglieder der Freunde und Förderer der Villa Ichon in schöner Einmütigkeit Martin Rooney den Preis zuerkannt hatten (darunter der Gründer der Vereinigung und des Preises Klaus Hübotter), beleidigt er ex cathedra Tausende friedlich an ihm vorbeiziehende Demonstranten aller politischen und religiösen Richtungen als „trauerunfähige Linke“, als (besonders schäbig ausgedrückt) „sichtlich alt gewordene Friedenskämpfer“, als begriffsstutzige selbst ernannte Tugendwächter, als zu Israel beziehungslos dastehende, reflexions- und selbstkritiklose hyperemotionale Antiamerikaner (...)
Es macht dem politischen Geisterfahrer auch nichts aus, dass sich unter den Demonstranten vorjährige Friedenspreisträger und seine eigenen Juroren befinden, von welchen Idioten er im gleichen Atemzug erwartet, dass sie ihm ehrerbietig das mühsam gespendete Preisgeld überreichen sollen. Das nun hat tatsächlich dem Fass den Boden ausgehauen. Im Übrigen: Kein Vorstandsmitglied unserer Vereinigung hat die Pamphlete von Martin Rooney gebilligt. Die Ablehnung war und ist einhellig.
Dennoch, sehr geehrter Herr Giordano, glaube ich mich mit Ihnen einig: Im Kampf gegen Faschismus und Stalinismus, gegen Antisemitismus und Antiamerikanismus, gegen Fremdenfeindlichkeit jeder Art. Muss ich in diesem Zusammenhang etwas über Saddam Hussein sagen? Ich trage ungern Eulen nach Köln.
Durchaus lässt sich die Parole „Frieden um jeden Preis“ problematisieren. Auf „Bush-Manier“? Und doch auf keinen Fall, indem die Andersdenkenden rechthaberisch verunglimpft werden. Sie fordern ein Umdenken der Preisgeber. Ohne eine Entschuldigung Ihres Preisträgers?