kein kommentar : Peepshow auf Papier
Das neue Klatsch-&-Tratsch-Heftchen „Intouch“ glänzt mit wenig Inhalt
Heidi Klum ist dafür bekannt, dass sie gegen Geld ihren Körper fotografieren lässt. Jetzt kommen noch mehr Dollars auf ihr Konto. Ein „hoher Betrag“ (dpa) fließt, weil sie das Konzept „Körper für Geld“ auf ihren vier Wochen alten Sohn Henry Günther übertragen hat. Der neu gegründeten Zeitschrift Intouch aus dem Hause Bauer überließ sie exklusiv die Fotorechte für die ersten veröffentlichten Aufnahmen. Eine andere Heidi hatte einst mit gleichem Konzept Erfolg, ihr Name war Programm: Sie hieß Fleiß.
Das alles wäre egal, selbst dass Unsheidi das Kind von jemandem empfing, der sich Seehund nennt und einige Hits hatte, wäre es nicht Grundlage und Schwergewicht des bescheidenen Inhalts eines neuen Bauer-Magazins. Intouch ist nach Vorlage der angelsächsischen Gossipmagazine konzipiert: viel Bild, wenig Inhalt. Und mit diesen Konzept schickte sich der Hamburger Verlag vor drei Jahren an, den US-Markt zu erobern. Mit 1,2 Millionen Exemplaren gibt er die US-Verkaufszahlen pro Ausgabe an.
Wer sich also nun für Aufnahmen von Paris Hiltons Po interessiert, wenn an dem ein Kaugummi klebt, Mel Gibson sehen möchte, wenn er seinem Sohn das Schuhband festigt, oder ein Outfit an zwei Stars vergleichen möchte, der kann das in Intouch tun. Das ist mittel- bis gar nicht interessant. Denn zum einen ist das, was wir unter dem Intouch-Motto „Der Star ist unser Freund“ erfahren, dünn – zum anderen fehlt dem Heft, was gerade die britischen Klatsch-&-Tratsch-Kultur und damit die Intouch-Vorlagen auszeichnet: der meist bissige Witz. Da es sich bei den Protagonisten überwiegend um US-Staatsbürger handelt, bleibt das Gossip-Niveau niedrig. Denn Bilder zu sehen, auf denen Jessica Simpson ihre Lippen zum Karpfenmaul öffnet, Maddox, der Sohn von Angelina Jolie, die Zunge herausstreckt oder in einem Kosmetiksalon Eva Longoria ihre Fußnägel lackieren lässt, ist so was von egal, egaler geht’s nicht. Und die Utensilien zu betrachten, mit denen man den Sharon-Stone-Look nachmachen kann, beim „Glamour Walk“ Frauen im „Leo-Look“ zu bewundern, beim „Style Trend“ neue Accessoires vorgeführt zu bekommen, ist kein Bedürfnis – sofern überhaupt vorhanden –, das Magazine wie Instyle oder Bunte nicht bereits befriedigten.
Da wäre es für die Freunde der Stars viel interessanter, neben dem „bewegendsten Interview“, das Heidi und Seal „jemals gaben“, das zu lesen, was die Gossip-Gemeinde derzeit umtreibt: darüber nämlich, dass Heidis erstes Kind Leni angeblich von einem anderen Sportsfreund als vom Formel-1-Placebo Flavio Briatore stammt. Aber das erfahren wir vielleicht nächste Woche in Teil zwei von „Heidis Bilderbuch-Familie“. SILKE BURMESTER