kabinenpredigt : Aufgemotzt
Der Beruf des Fitnesstrainers hat in Deutschland in erheblichem Maße an Ansehen gewonnen. Seitdem Jürgen Klinsmann bei der Weltmeisterschaft 2006 mit Hilfe solcher Experten hüftsteife Rumpelfüßler zu quirligen Fußballern formte, genießen sie allseits höchsten Respekt.
So lud auch Union Berlin vergangene Woche einen Fitnesslehrer zum Training ein. Sportdirektor Christian Beeck erzählte, man sei bei der Prüfung, „welche Möglichkeiten der moderne Fußball bietet“, auf diese Idee gekommen. Weil die Klinsmann-Gurus aus Übersee für den Regionalligisten jedoch viel zu teuer gewesen wären, fragte man in Emden beim ehemaligen Triathlonprofi Johann Stromann an. Union Berlin gab ihm aber zu verstehen, dass er erst mal nur für eine Woche bleiben soll. Der Verein muss auf seinem Weg in die Fußballmoderne haushalten.
Wenn man Stromann so reden hört, hätte man ihn allerdings längerfristig binden müssen. Bei der richtigen Ernährung, erklärte er, könnte man 60 Prozent mehr Leistung „herauskitzeln“. Man stelle sich das einmal vor: Union Berlin – jetzt mit 60 Prozent mehr Leistung. Der Aufstieg in die zweite Liga wäre gebongt.
Etwas komplizierter ist das Ganze natürlich schon. Die Muskeln müssten dafür richtig trainiert werden, sagt Stromann. Und: „Die Psyche macht 80 Prozent des sportlichen Erfolgs aus.“ So transparent und genau können nur wenige darlegen, wie Erfolg im Fußball zustande kommt. Stromann, der sich zuvor als Experte für Ernährung, Physiologie und Psychologie vorgestellt hatte, könnte sich als absoluter Glücksfall für Union erweisen.
Vielleicht gibt es aber auch ein paar kritische Geister im Verein, die davor warnen, man könne sich im Falle des Misserfolgs mit einem solch exponierten Prozentrechner lächerlich machen. Nur: Wer kann das schon wissen? Vorhersagen sind ein schwieriges Geschäft. Zukunftsplaner befinden sich immer in der Gefahr, zu unfreiwilligen Komikern zu werden. Das jüngste Beispiel: Der Berliner Fußballverband (BFV) hat für kommenden Freitag die Medienvertreter zum „BFV-Jugendtag 2008“ eingeladen. Als Veranstaltungsort hat man sich ausgerechnet eine „Seniorenbegegnungsstätte“ ausgesucht. JOHANNES KOPP