kabinenpredigt : Behagliche Stille
Es sind zwar noch knapp sieben Monate bis zur Leichtathletikweltmeisterschaft, Kritik aber musste das Berlin Organising Committee (BOC) schon reichlich einstecken. Der Hauptvorwurf: Niemand in der Stadt bekomme etwas davon mit, dass hier bald das weltweit größte Sportereignis des Jahres stattfindet.
Umso bewundernswerter ist es, wie unbeeindruckt die Organisatoren ihr gemächliches Tempo beibehalten. Vor kurzem wurde das noch namenslose Maskottchen, ein Dauergrinsebär, der Öffentlichkeit vorgestellt. Und der Steckbrief dieses braunen Glücksbringers, den das BOC auf seiner Homepage veröffentlicht hat, liest sich wie eine indirekte Botschaft an die übernervösen Kritiker. Der 2,30 Meter große Tier zählt nämlich „Schlafen“ zu seinen Hobbys, und sein Lieblingslied heißt: „Probier’s mal mit Gemütlichkeit“.
Vergangene Woche brach dann gar Thomas Bach, der Präsident des Deutschen Olympischen Sportbundes, eine Lanze für die WM-Planer. Er sagte: „Die Aufwärmphase von Weltmeisterschaften ist ganz unterschiedlich. Manchmal ist man froh, wenn man sieben Monate nichts hört.“ Endlich einmal einer, der die taktvolle Zurückhaltung des BOC zu würdigen weiß. Endlich einmal einer, dem das vorzeitige Gedöns um Großereignisse ebenso gestohlen bleiben kann wie Weihnachtsgebäck im Spätsommer. So könnte man denken. Aber nein, Herr Bach war einfach nur froh, dass es nichts Negatives zu vernehmen gab. JOHANNES KOPP