kabinenpredigt : Sarah BSC
Eines vorweg: Zu Silvester habe ich beim Blick in die Zukunft mittels Bleigießen den WM-Pokal gegossen. Da brauchen wir uns also gar keine Gedanken zu machen, wir werden Weltmeister! Andererseits, ich bin ja eine Frau und wir sind es ja schon, wie Frau Merkel ungewohnt süffisant feststellte.
Doch zum wichtigeren Thema: Was wird mit Hertha im Jahre 2006? Der Jahresabschluss war ja nicht wirklich begeisternd, Probleme nicht nur am Ball, sondern im Team werden nun seit Wochen hin und her gewälzt. Es kommt mir vor, als wäre die Mannschaft gemeinsam mit Trainer und Manager in eine pubertäre Parallelwelt geraten. Alle führen sich auf, als wären sie entweder renitente Teenager oder autoritäre Erziehungsberechtigte. Da hilft auch kein Hallenfußballsieg. Und Trainer Götz scheint so ratlos wie alle Eltern von Teenagern. Also schaltet sich der strenge Opa Hoeneß ein. Versucht es erst mit Diskussionsrunden und jetzt mit Strafarbeit in der Winterpause. Thema: Was bedeutet mir Hertha? Marcelinho und Dardai versuchten sich, wie jeder normale Teenie, zu drücken. Doch Dieter hat’s gemerkt und fordert die Aufsätze nach.
Ich bin nicht überzeugt von diesen Methoden. Was kommt denn als Nächstes? In der Ecke stehen? 100 Mal an die Tafel schreiben „Ich darf nicht schwänzen“? Das weiß doch sogar Rektor Skinner von den Simpsons, dass solche Disziplinierungsversuche rein gar nichts bringen. Und was, wenn die Jungs richtig aufmucken und zum Beispiel zum nächsten Training ihren Turnbeutel vergessen? Oder vorschieben ihre Periode zu haben und deshalb nicht trainieren wollen? Dann haben Hoeneß und Götz ein richtiges Problem.
Meine Empfehlung für renitente Spieler: Taschengeldkürzung und Handyverbot. Das wirkt. Und als letztes, wirklich allerletztes Drohmittel haben die beiden Herren ja noch ein letztes Ass im Ärmel: Liebesentzug wie bei Artur Wichniarek. Mit dem kann man wunderbar drohen: „Wenn du dich nicht sofort zusammenreißt, darfst du wie Artur nicht mehr mitspielen.“ Und nicht mehr mitmachen dürfen, ja alleine schon die Drohung, das wirkt bei jedem Kind. Oder, und das wäre das Vernünftigste, Hertha versucht aus dieser verpickelten Parallelwelt auszubrechen. Einfach mal den Warp-Antrieb einschalten und zurück in unser Universum kommen. Ich bin hier und warte auf euch. SARAH SCHMIDT