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Archiv-Artikel

jugend-gewalt Schünemänner und Prügelknaben

Die Erkenntnis, dass Innenpolitiker einen Hang zum Populismus haben, ist alt. Wann immer Gewalttaten geschehen, an denen die Medien sich weiden und über die die Öffentlichkeit sich erregt, bündelt sich ein Reflex in stets derselben Forderung: Wegsperren! Am liebsten weit weg und für immer. So wie Müll: ab in die Tonne, Deckel drauf. Aus den Augen, aus dem Sinn.

KOMMENTAR VON MARCO CARINI

Doch statt auf Sühne zu setzen und auf Rache, würde den Opfern von Gewalt einzig helfen, Straftaten würden gar nicht erst begangen. Dass viele Jugendliche mit Migrationshintergrund familiärer Gewalt ausgesetzt sind, ist bewiesen. Dass sie diese Gewalt oft an Unbeteiligte weitergeben, auch. Aus Opfern werden Täter. Und nur als solche von den Schünemännern dieser Welt wahrgenommen.

Dass Knastaufenthalt kriminelle Karrieren eher verfestigt als bricht, ist ebenfalls keine neue Erkenntnis. Wer nur längere Haftstrafen fordert, hilft niemandem. Kinder, die schon in ihren Familien als Gewaltopfer herhalten mussten, werden auch von der Politik als Prügelknaben missbraucht, die damit noch ausländerfeindliche Ressentiments befördert.

Populismus ist schäbig, wird er auf dem Rücken von Schwachen ausgetragen. Soziales Lernen täte nicht nur manchem gewaltbereiten Jugendlichen gut. Sondern auch manchen Politikern.