jüdische gemeinde : Endlich ist das Gewürge vorbei
Dass es irgendwann einmal so kommen würde, konnten alle erwarten, die sich etwas näher mit der Jüdischen Gemeinde beschäftigten oder sich das Ungemach antaten, an den unerträglichen Sitzungen des Gemeindeparlaments teilzunehmen. Da beschimpften sich die Repräsentanten der größten jüdischen Gemeinde der Bundesrepublik in den vergangenen Monaten teilweise so unflätig, dass es auch denen schon peinlich wurde, die über die fruchtlosen Marathonsitzungen nur noch zynische Worte fanden.
Kommentarvon PHILIPP GESSLER
Dass aber die Selbstauflösung der Repräsentantenversammlung und die dadurch nötigen Neuwahlen so schnell kommen würden, überraschte dann selbst die Repräsentanten. Und es erleichterte alle, selbst den Gemeindechef Alexander Brenner: Endlich ist das Gewürge vorbei.
Noch ist unklar, ob Brenner noch einmal antreten wird. Aber schon jetzt kann man resümieren: Es ist ihm nicht gelungen, die sinnlos verhärteten Fronten innerhalb der Gemeinde zu erschüttern – eines der Ziele, das er sich bei der Wahl vor zwei Jahren vorgenommen hatte.
Im Vorstand wurde Brenner gemobbt, die Öffentlichkeit wandte sich mehr und mehr von dem unwürdigen Schauspiel im Parlament ab. Vielleicht haben ihm die Widersacher an der Gemeindespitze keine Chance gelassen, erfolgreicher für die 12.000 Gemeindemitglieder zu wirken – vielleicht fehlten dem älteren Herren angesichts des Widerstands auch einfach Kraft und Lust, sich für Gotteslohn und die Gemeinschaft aufzureiben. Doch Vorsicht: Das letzte Wort über Brenner ist noch nicht gefallen.