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Archiv-Artikel

jubiläum Seit 25 Jahren bildet die Universität Bremen Informatiker aus

Roboter an der roten Kaderschmiede

Am 10. Oktober war es soweit – der Studiengang Informatik beging in der gebotenen Feierlichkeit sein 25-jähriges Bestehen. Ebenfalls in diesem Monat haben 400 Erstsemestler ihr Studium in Bremen aufgenommen, verteilt auf die Bereiche Informatik, Digitale Medien und Systems Engineering. Die Hansestadt stehe auf dem Wunschzettel der angehenden Informatiker ganz oben, sagt der Bremer Informatik-Professor Bernd Krieg-Brückner stolz. In den letzten fünf Jahren sei die Zahl der Studienanfänger geradezu explodiert.

Krieg-Brückner ist mit seinen 21 Berufsjahren dienstältester Professor bei den Informatikern. Damals, als die Uni Bremen noch als Rote Kaderschmiede verschrien war, ging es bei den Informatikern ganz unvoreingenommen los. Gerade mal drei Professoren und rund 100 Studenten wagten sich auf ein neues Feld. „Wir waren von vornherein bemüht, eine international renommierte Informatik zu gründen“, sagt Krieg-Brückner. Zwar habe das „rote Vorurteil“ auch auf die Informatik abgefärbt, aber der Studiengang habe nie mit seinem Ruf zu kämpfen gehabt.

Die 1971 gegründete Bremer Reformuni hielt damals die ganze Bundesrepublik in Atem. Neue Lehrmethoden und die Einbeziehung gesellschaftskritischer Studieninhalte brachte der Bildungsanstalt schnell das Synonym der Roten Kaderschmiede ein.

Heute seien eben diese Besonderheiten in der Lehre der Schlüssel zum Erfolg – zumindest bei den Informatikern, meint der Professor. Die Studenten absolvieren zwischen dem fünften und achten Semester ein Projektstudium in Kleingruppen, das sie größtenteils selbst organisieren müssen. Managementerfahrung und Selbstfindung erhoffen sich die Professoren von den Studenten.

Das Projektstudium sei ein Highlight der alten Reformideen, „das überlebt hat und heute viel Ansehen genießt“, weiß Rolf Drechsler, Prodekan des Fachbereichs 3, zu dem auch die Informatik gehört. Damals verpönt, kritisiert oder skeptisch beäugt, werde das Projektstudium heute von der Industrie sehr geschätzt. „Die Studenten werden uns aus den Händen gerissen“, lobpreist Krieg-Brückner die beneidenswerte Lage der Absolventen.

Doch die Wirtschaft ist nicht nur nach dem Studium ein bedeutender Faktor, sie engagiert sich stark in der Bremer Informatikforschung und finanziert rund 30 Prozent der Drittmittel. Diese haben sich in den letzten fünf Jahren nach Angaben der Universität auf über fünf Millionen Euro verdoppelt.

Wo in den Anfängen noch an computergesteuerten Produktionsmaschinen getüftelt wurde und das Internet noch nicht existierte, wird heute in Zusammenarbeit mit der Europäischen Raumfahrtagentur (ESA) ein Roboter entwickelt, der vielleicht einmal Spaziergänge auf dem Mars unternehmen wird. Kognitive Systeme und Robotik stellen seit Beginn des Jahres einen neuen Schwerpunkt in der Bremer Forschung dar.

Um die Forschungsergebnisse in die Praxis umzusetzen, wurde 1995 das Technologie-Zentrum Informatik (TZI) gegründet. Durch Kooperationen mit der regionalen Industrie, Unternehmen und Verbänden hat die Informatik seit dem einen direkten Zugang zur Wirtschaft. Technischer Alltag - made in Bremen.Maike Albrecht, dpa