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Archiv-Artikel

irving, holocaust etc. Und er leugnet doch

Der britische „Historiker“ David Irving hat widerrufen! Während seines spektakulären Prozesses wegen NS-Wiederbetätigung vor einer Woche in Wien noch hatte er sich nicht nur schuldig bekannt, sondern auch erklärt, er werde den Holocaust nun nicht mehr leugnen. Jetzt aber gibt er in seiner Zelle der BBC ein Interview und widerruft die Widerrufung: Und er leugnet doch!

Damit ist der Galionsfigur der rechtsextremen Szene das Kunststück gelungen, (fast) allen Seiten Recht zu geben. So unterstützt Irving die Justiz, die sein vorheriges Abschwören als Lippenbekenntnis gewertet hatte. So etwas kann man natürlich nie ganz genau wissen. Nun bekam sie Recht: Das hier ist der seltene Fall, in dem der Angeklagte noch nachträglich bestätigt, dass seine Verurteilung gerechtfertigt war.

Irving bekräftigte aber auch jene, die dafür plädieren, NS-Verharmlosung sei kein Meinungsdelikt. Er lieferte den Beweis, dass NS-Leugner nicht einsichtig sind – indem er den ihm zu Lasten gelegten Tatbestand gleich nochmals vollzog: die propagandistische NS-Verharmlosung vor großem Publikum.

Natürlich bedient er auch seine rechtsradikalen Freunde. Diese müssen sich nun nicht mehr einreden, der ausgebrannte Typ im zerdrückten Blazer würde nur taktisch bereuen. Nun bestätigt er sich und ihnen, was ein aufrechter Leugner ist. Er sagte der BBC: „Angesichts der unbarmherzigen Effizienz der Deutschen, wenn es ein Vernichtungsprogramm zur Ermordung aller Juden gegeben hat, wie kommt es, dass so viele überlebt haben?“ Das ist revisionistischer Diskurs in Reinform. Dieser verwendet seinen ganzen Scharfsinn und seine ganze Mühe darauf, den Massenmord zu leugnen, weil es die einzige Form ist, den Nationalsozialismus gutzuheißen.

Letztlich aber unterstützt Irving vor allem jene, die ihn als lächerliche Figur präsentieren wollten. Diese Arbeit hat er nun selbst erledigt. ISOLDE CHARIM