inselkoller: Irland schlägt England

Früher war alles besser. Heute vor 20 Jahren gewann Irland bei der Europameisterschaft gegen England im Stuttgarter Neckarstadion mit 1:0. An jenem historischen 12. Juni 1988 drängelten sich 25 Erwachsene und ebenso viele Kinder in unserem kleinen Wohnzimmer. Nachbar Mick fasste die Stimmung zusammen: „Es ist mir schnuppe, wie wir gegen die anderen Mannschaften spielen, solange wir die Engländer schlagen.“ Einige Pfarrer schlossen die irische Nationalmannschaft bei der Sonntagsmesse ins Gebet ein.

Nach Ray Houghtons Tor in der sechsten Minute glich unser Wohnzimmer einem Tollhaus, bis ein Kleinkind den Fernseher auf MTV umschaltete und mit der Fernbedienung türmte. Nach dem Abpfiff stieg der durchschnittliche Alkoholpegel auf der Grünen Insel und in unserem Wohnzimmer um zwei Promille. Zwar schieden die Iren dann gegen die Niederlande aus, aber die Engländer mussten schon eine Runde früher die Koffer packen. Und nur das zählte.

Houghton und ein paar andere Spieler treffen sich heute zu einem Gedenk-Dinner im Dubliner Four Seasons Hotel. Man hat ja sonst nichts zu feiern in diesen Tagen, in denen andere ein Turnier austragen. Ach ja: Heute stimmen die Iren auch über den EU-Vertrag von Lissabon ab. Aber wen interessiert das an einem solch historischen Tag? RALF SOTSCHECK