im vip-bereich eines handball-bundesligisten : Schlaue Füchse
Handball-Fans sind einfach zu betören. „Wir singen humba humba humba tätäräää“, ertönte es am Mittwochabend aus den Lautsprechern der Schmelinghalle. Und der Animateur am Mikrofon forderte vor Spielbeginn die 4.851 Zuschauer auf, sich in den Arm zu nehmen: „Wir schunkeln uns in die erste Liga.“
Mit diesem Spiel gegen die HSG Nordhorn kehrten die Füchse Berlin nach 21 Jahren in die erste Handballbundesliga zurück. In die weltbeste Spielklasse, wie allseits betont wird. Wegen des zwischenzeitlichen Rückstands von acht Toren wäre die Volksfeststimmung beinahe großer Ernüchterung gewichen. Doch die Füchse stellten in einem Zwischenspurt ihre Bundesligatauglichkeit unter Beweis und kamen bis auf ein Tor an den Tabellenfünften der Vorsaison heran. So ließ sich schließlich die 26:32-Niederlage besser verschmerzen.
Auch im vornehmen VIP-Raum der Füchse, jenseits des Getöses, herrschte Zufriedenheit. Das hier aufgetischte Buffet ist schon seit zwei Jahren erstklassig. Damals gründete Manager Bob Hanning den „Business Club“. Ein Sponsorenpool von inzwischen 65 Unternehmen. Anstatt seine Vision vom Bundesligaaufstieg auf zwei oder drei Säulen aufzubauen, zog es Hanning vor, eine Vielzahl von Partnern für den Verein zu gewinnen. Er versuchte damals deren Wohlbefinden nach Spielende durch ein professionelles Catering zu sichern. Auf dem Feld hatten die Füchse zu dieser Zeit wenig Erbauliches zu bieten. Doch mit diesem Konzept schraubte er den Etat von 100.000 auf 2,7 Millionen Euro hoch. Hanning spricht von dem Aufbau eines Netzwerkes, bei dem die Partner des Klubs miteinander ins Geschäft kommen sollen.
Das funktioniert wirklich, bestätigte am Mittwochabend Christian Brank, einer von etwa 400 VIP-Gästen, die am Buffet die Wahl zwischen Zander und Spanferkel hatten. Brank ist Malermeister und führt einen mittelständischen Betrieb. Er sagt: „Ich bin hier, weil es das Buffet und das Bier umsonst gibt, ich ab und zu einen Kunden kennenlerne und weil ich einen schönen Abend erleben möchte.“ Zu den Füchsen ist er über einen anderen Geldgeber des Klubs gekommen, mit dem er beruflich zusammenarbeitet. Auf diese Netzwerkeffekte setzt Hanning.
Matthias Klatt, der eine Ingenieurgesellschaft für Hochbau leitet, erzählt, Hanning habe mal ein Treffen für alle Sponsoren organisiert, bei dem sich jedes Unternehmen mit einem kurzen Beitrag vorstellen konnte. Der Füchse-Manager sieht sich als Bindeglied zwischen seinen Geldgebern. Er ist sehr bestrebt, für jeden den Nutzwert der Kooperation zu erhöhen.
So eilte Hanning nach der Saisonpremiere im VIP-Raum wohl auch deshalb von einem Gesprächskreis zum nächsten, um möglichst viel von den Befindlichkeiten aller mitzubekommen. Brank schätzt das: „Hier geht es noch familiär zu. Anders als bei Hertha wird jeder mit Handschlag begrüßt.“
Inwieweit das Bestand haben wird, bleibt abzuwarten. Denn der ruhelose Hanning möchte die Zahl der Unterstützer weiter mehren. Langfristig gesehen hat er sogar etwas viel Größeres vor: „Ich möchte mit den Füchsen einen Treffpunkt schaffen für Politik, Wirtschaft, Sport und Kultur.“
Von diesem Ziel ist das Team noch Lichtjahre entfernt. Am Mittwochabend dinierten Sportler und Mittelständler mit Familienanhang. Malermeister Brank war trotzdem glücklich: „In der Handballbundesliga wird auf einem ganz anderen Niveau gespielt. Da fiebert man viel mehr mit. Und jeder Sponsor profitiert davon.“ JOHANNES KOPP