h.g.hollein : Sparflamme
Das Leben, in dessen Bahnen ich trotte, ist ein zutiefst unsportliches. Intime Kenner meiner Biographie gehen sogar so weit, das invektiv anmutende „asportlich“ für die trefflichere Formulierung zu halten. Ergo mir der ganze Hype um den Zuschlag für die Kandidatur zur 697ten Olympiade (alter Zeitrechnung) herzlich Banane ist. Die einzige so genannte Sportart, an der mir etwas liegt, sind Autorennen. Und auch das nur, weil man dabei sitzen kann. Insofern würde ich es gerade noch begrüßen, wenn anstelle des locus olympiadi irgendwas Indianapolis-mäßiges in die Stadtbrache wüchse. In Zeiten knapper Kassen – aber das spielt ja wohl eh keine Rolle – könnte man natürlich auch auf das gute alte Flugplatzrennen zurückgreifen. Im Mühlenberger Loch wäre da ja bereits einiges an kostenneutraler Vorleistung in den Elbsand gesetzt und die Lärmbelästigung bei etwaigen „24 Stunden von Hamburg“ im Vergleich zu ein- und ausfliegenden Airbussen allemal négligabel. Angesichts des Schotters, den Formel 1, 2, 3 und folgende ja nun unbestritten und keineswegs nur alle paar dutzend Jahre mal abwerfen, wäre ein jährlicher „Großer Preis von Hamburg“ samt seinen kleineren Varianten zur Reprallisierung des schlappen Stadtsäckels denn doch ein bisschen ergiebiger als das würdelose Gekeife und Gezicke um olympische Weihen. Überhaupt, in was für einer abgerissenen Gesellschaft präsentiert sich Hamburg da? Düsseldorf: pleite, Frankfurt: insolvent, Leipzig: reden wir nicht drüber. Anstelle des NOK würde ich dieser ganzen Bettlerbande umgehend die Tür weisen und sich die Stuttgarter im internationalen Geschacher ruinieren lassen. Die haben zumindest noch ein paar Euro auf der Naht und sich als Ausrichter der letzten Sonnenfinsternis annähernd bewährt.