heute : Macht und Sex in den USA
Sie trägt und treibt den Präsidenten George W. Bush – und ist sich ihrer Mittel sicher: Jene religiöse Rechte in den USA, die ihre Fellows gegen Abtreibung, Homo-Ehe und Sexualität vor der Ehe eingeschworen hat. Sie hat in der vergangenen Dekade den sexualpolitischen Diskurs bestimmt – und verkörpert den Kern des illiberalen Diskurses in den USA. Demokraten haben gegen die Republikaner nur Chancen, wenn sie sich der Agenda der religiösen Rechten unterwerfen. Ein deprimierendes Bild? So scheint es – und ist doch viel differenzierter. Die Sexualhistorikerin Dagmar Herzog, Professorin für Geschichte am Graduate Center der City University of New York, ist in Berlin zu Gast auf Einladung der Initiative Queer Nations, um über die amerikanischen Sexualdiskurse zu berichten. Die Autorin des Buches „Die Politisierung der Lust. Sexualität in der deutschen Geschichte des 20. Jahrhunderts“ (Siedler Verlag) weiß: Die religiöse Rechte wird von ihren Gegnern falsch verstanden. Sie ist nicht nur sexualrepressiv, sondern bietet ihren Anhängern – innerhalb der Hetero-Ehe – ekstatischen Sex. Und ihre Homophobie ist viel cleverer und subtiler als die traditionelle, nicht zuletzt weil sie sich queere und sozialkonstruktivistische Ansätze zu Eigen macht.