heute in bremen : Verstetigte Destabilisierung
Vor dem Ostermarsch wird über die Geopolitik der USA diskutiert
taz: Herr Massarrat, Sie sprechen heute über neue Strategien der USA im Kampf ums Öl. Was ist daran neu?
Mohssen Massarat, Politikwissenschaftler: Die Vereinigten Staaten versuchen mit aller Macht, sich die Kontrolle der Öl- und Gasquellen sowie der Transportrouten im Nahen und Mittleren Osten zu sichern. Sie wollen die bestehenden Abhängigkeiten der energieverbrauchenden Staaten von ihrer eigenen Macht im Nahen und Mittleren Osten für weitere Jahrzehnte aufrecht erhalten.
Mit welchem Erfolg?
Manches scheint sehr schlecht zu laufen, insbesondere der Krieg im Irak. Aber eines der Ziele der US-Hegemonialpolitik besteht darin, die Destabilisierung in der Region zu verstetigen. Insofern passt auch die jetzige Katastrophe im Irak in die Interessenlage der USA. Ich sehe starke Kräfte in den Vereinigten Staaten, die davon profitieren, insbesondere der militärisch-industrielle Komplex.
Welche Rolle spielen dabei Indien und China?
Sie sind auch sehr stark von den Energieressourcen aus dem Persischen Golf abhängig. Sie wären mit steigendem Energiebedarf auch zunehmend vom Goodwill der Vereinigten Staaten abhängig, insbesondere, wenn es den USA gelänge, den Iran zu kontrollieren.
Was müsste die EU jetzt unternehmen?
Europa hätte von einem dauerhaften Frieden im Nahen Osten und einer Stabilisierung der Region die größten Vorteile – sicherheitspolitisch, aber auch energiepolitisch und ökonomisch. Die USA hingegen verfolgen durchaus anti-europäische Interessen. Die EU ist gut beraten, eine eigenständige Politik zu verfolgen. Fragen: Jan Zier
19.30 Uhr, Konsul-Hackfeld-Haus