heute in bremen : Lustvoll untergehen
Ein Impro-Comedykünstler vermittelt Spaß am Scheitern
taz: Woran sind sie zuletzt gründlich gescheitert, Herr Radivoj?
Boris Radivoj, Diplompädagoge und Comedykünstler: An dem Plan, Urlaub zu machen. Ich war stattdessen im Krankenhaus.
Und wie sind sie damit ungegangen?
Ich habe mich geärgert – und das Beste daraus gemacht.
Das würden wohl alle versuchen. Wie hilft einem da das Impro-Theater?
Dort trainiert man den Umgang mit Fehlern, wie man lockerer damit umgeht, das etwas falsch läuft. Es geht darum, nicht gegen die Fehler anzukämpfen, sondern die Situation zu akzeptieren. Dadurch kann man sie dann besser gestalten.
Aber beim Impro-Theater scheitert man ja doch in aller Öffentlichkeit. Macht es das nicht schwieriger?
Nein, weil es da nicht wirklich ein Scheitern gibt. Alles was da auf der Bühne geschieht, ist auch Teil der Szene, des Programms. Aber natürlich muss man trainieren, das wirklich auch so zu sehen.
Also sollte man lieber den Untergang lustvoll zelebrieren?
Ja – um dann zu sagen: Ich komme wieder.
Welche Strategien können sie da konkret vermitteln?
Es geht um eine echte Fehlerkultur. In der Wirtschaft ist zum Beispiel mitunter davon die Rede, Fehler seien ein Fenster zum Unternehmen. Man muss lernen, beim Spielen Freude entwickeln, auch wenn man vorher noch nie Theater gemacht hat. Dazu braucht es eine entspannte Atmosphäre, die offen ist auch für das scheinbar Absurde.
Hat das therapeutischen Charakter?
So würde ich es nicht bezeichnen. Es ist eine Form von Persönlichkeitsentwicklung, bei der man sein eigenes Verhalten reflektiert. INTERVIEW: JAN ZIER
19.30 Uhr, Integralis-Institut, Sögestraße 37 – 39