heute in bremen : Eine offene Gesellschaft
Ein Iraker bereist Israel und ist begeistert. In seinem Buch erzählt er davon
taz: Herr Wali, Sie sind – jedenfalls lautet der Titel Ihres Buches so – in das „Herz des Feindes“ gereist. Es ist ihr persönlicher Reisebericht – die Reise eines Irakers nach Israel. „Im Herz des Feindes“, das klingt aufregend. War es das?
Najem Wali, Schriftsteller: Ja, das war es. Aus zwei Gründen: Ich habe ein Tabu gebrochen, weil ich als Araber nach Israel gereist bin. Israel gilt in der arabischen Welt als böser Feind. Und es war aufregend, weil sich die Feindbilder, mit denen ich aufgewachsen bin, kaum bestätigten.
Stattdessen?
Ich finde es faszinierend, wie es diesem kleinen Land gelungen ist, in 60 Jahren einen funktionierenden Staat zu gründen. Das haben wir im Irak in über 5.000 Jahren nicht geschafft. Ich erlebte eine offene Gesellschaft, multikulturell und interessiert an neuen Ideen. Das ist ein Modell, wie wir es im Irak auch brauchen.
Waren Sie wirklich in Israel? Nicht wenige Israelis selbst werfen ihrem Land Apartheid vor wegen der andauernden Besatzung in den palästinensischen Gebieten.
Ich beziehe mich nur auf das Israel in den Grenzen von 1967. Was dort passiert, fasziniert mich. Auch die Tatsache, dass Kritik aus Israel an Israel geäußert werden kann. Wo sonst in der Region ist das möglich?
Und die Situation der arabischen Israelis, die in Israel als Menschen zweiter Klasse gelten?
Ich habe das nicht so erlebt. So gut wie in Israel geht es den Minderheiten in den arabischen Ländern nicht. FRAGEN: FEZ
19.30 Uhr, Funkhaus Radio Bremen. Lesung und Diskussion mit Najem Wali, Udo Steibach und Marieluise Beck