heute in bremen : „Kein Geld, das nicht zu machen“
Heute diskutiert Bürgermeister Jens Böhrnsen über die Kinderarmut in Bremen
taz: Wenn es um Kinderarmut geht, dann ist Herr Böhrnsen ja genau der richtige Ansprechpartner für Sie.
Heinz Hilgers, Bürgermeister von Dormagen und Präsident des Deutschen Kinderschutzbundes: Gerade Bremen gehört zu den Städten in Deutschland, die den höchsten Anteil an Kindern haben, die von Sozialleistungen leben müssen. Wir wollen ein Netzwerk gegen Kinderarmut gründen.
Was soll das Netzwerk machen?
Kinder, die in armen Familien aufwachsen, haben zwei zentrale Probleme. Sie haben kaum Bildungschancen. Und sie sind in der Gesundheitsvorsorge benachteiligt. Wir brauchen mehr Ganztagsschulen, Ganztagskindergärten und Plätze für unter Dreijährige. Jedes Kind muss unabhängig von der beruflichen Entwicklung der Eltern eine Chance haben, dort einen Platz zu bekommen – und zwar kostenlos. Außerdem müssen wir am besten jede Familie nach der Geburt des Kindes besuchen, und im Zweifelsfall nach sechs Wochen noch einmal einen Hausbesuch machen.
An dieser Stelle heißt es oft: Dafür haben wir kein Geld.
Wir haben kein Geld, das alles nicht zu machen. Nur so können wir später teure Jugendhilfekosten vermeiden. Ein Platz in einem Kinderheim kostet siebenmal so viel wie in einer Bereitschaftspflegestelle. Und dort kostet der Platz wiederum ein Vielfaches von dem, was sozialpädagogische Familienhilfe, Familienhebammen oder ehrenamtliche Familienpaten kosten. Das Argument, dass dafür kein Geld da ist, lasse ich nicht gelten. Interview: Jan Zier
18 Uhr, Kleiner Saal der Glocke