heute in bremen : Theater aus Rostock
Mitten im Kalten Krieg, vor 50 Jahren, gab es einen Austausch mit dem Volkstheater Rostock
taz: Sie haben ein Loch im Eisernen Vorhang entdeckt, ein erstaunliches Stück Bremer Theatergeschichte ausgegraben – worum geht es?
Renate Meyer-Braun: Es geht um einen Theateraustausch zwischen den Hansestädten Bremen und Rostock zu Zeiten des Kalten Krieges. In den Jahren zwischen 1956 und 1961 kam jedes Jahr das Volkstheater Rostock und spielte in Bremen.
Bis zum Bau der Mauer?
Das denken immer alle. Es lag am Intendantenwechsel. 1961 schied im Krach – wie ja alle Intendanten – Albert Lippert aus, Kurt Hübner folgte. Lippert war ein eher konservativer Herr. Kultursenator Willi Dehnkamp hat ihn bekniet, den Austausch weiterzumachen, trotz Mauer. Aber Hübner hat das schroff als Geldverschwendung abgelehnt.
Das war vor der Städtepartnerschaft?
Klar, die kam ja erst 1988. Da wusste man nichts mehr von der alten Austauschgeschichte.
Mit welchen Stücken sind die Rostocker gekommen?
Schiller, Brecht natürlich, Fiorenza von Thomas Mann. Kein kommunistischer Agitprop, sondern das klassische bildungsbürgerliche Programm. Das Erstaunliche ist, das auf offizieller Ebene in der Zeit damals Beschimpfungen das politische Klima prägten, das Politklima zwischen beiden Deutschlands war eisig, trotzdem lief der Theateraustausch ganz gut. Klar, die Stasi war dabei, darüber habe ich auch Unterlagen bekommen.
Renate Meyer-Braun liest aus ihrem Buch „Löcher im Eisernen Vorhang“, Klaus Pierwoß wird es vorstellen – Dienstag, 20 Uhr, Krimi-Bibliothek in der Stadtbibliothek am Wall