heute in bremen : „Menschen vierter Klasse“
Die Solidarische Hilfe informiert über Bagis-Sanktionen gegen Jugendliche
taz: Herr Thomsen, Sie sagen, die Bagis behandle Unter-25-Jährige wie Menschen vierter Klasse.
Herbert Thomsen, Berater bei der Solidarischen Hilfe: Ja, die bekommen eine Sonderbehandlung …
Bitte?
Entschuldigung, ich habe gerade zwei Beratungstage hinter mir, danach bin ich besonders geladen. Die Sanktionsmaßnahmen für Jüngere sind sehr scharf. Zum Beispiel wird ihnen, wenn sie einen Ein-Euro-Job ablehnen, der gesamte Regelsatz gestrichen. Wenn sie ein zweites Mal gegen die Vorschriften verstoßen, bekommen sie auch keine Miete mehr. Älteren wird nur ein Teil gestrichen.
Was tun die Betroffenen?
Die schnorren sich durch und sind nach kurzer Zeit obdachlos.
Solche Maßnahmen werden damit begründet, dass die Jugendlichen besonderen Druck brauchen, damit sie nicht eine Hartz-IV-Karriere wie ihre Eltern anstreben.
90 Prozent der Betroffenen brauchen diesen Druck nicht, die haben nur das Problem, keinen Job zu haben. Die Bagis steckt sie dann – anstatt sie zu qualifizieren, wie es immer versprochen wird – in die Ein-Euro-Mühle. Die Mehrheit braucht aber keine Aushilfstätigkeit auf dem Recyclinghof als „tagesstrukturierende Maßnahme“, sondern Arbeit. Mich wundert nicht, wenn jemand sagt „Was soll ich da?“
Ein-Euro-Jobs sollen abgebaut werden zugunsten sozialversicherungspflichtiger Jobs.
Wunderbar. Aber die Jugendlichen werden noch anders geknechtet. Wenn die einen Job von sich aus abbrechen, bekommen sie drei Monate lang kein Geld und müssen, wenn sie nicht selbst eine Familie haben oder nachweislich aus zerrütteten Verhältnissen kommen, bei ihren Eltern wohnen bleiben.
Interview: Eiken Bruhn
Vortrag „Menschen unter 25“: 20 Uhr, Lindenstraße 1 b