heute in bremen : „Ihr seid ein schwules Team!?“
Diskutiert wird über Fußballspieler und ihre Angst vor Homosexualität
taz: Frau Walther, warum sprechen Sie über Homophobie im Fußball?
Tanja Walther, Sportwissenschaftlerin und ehemalige Spielerin: Ich habe die Problematik in meiner aktiven Zeit selbst erlebt. Das warf die Frage unter uns Spielerinnen auf: „Wie gehen wir damit um?“ Im Frauenfußball wird ja potentiell unterstellt, dass alle Spielerinnen lesbisch sind. Das sagt allerdings viel mehr über den Betrachter aus! Bei Männern wird krampfhaft nach Anzeichen von Homosexualität gesucht.
Kennen Sie Spieler, die sich geoutet haben?
Nein, keine aktiven. Dafür existiert keinerlei Atmosphäre. Es gibt zu große Ängste, auch finanzielle.
Steigt mit der Liga auch die Angst?
Die Frage ist doch, wie viele Schwule gibt es überhaupt in hohen Ligen? Wie viele steigen schon vorher aus? Sicher wird es immer extremer, je höher man spielt – wie reagieren die 40.000 Fans im Stadion auf ein Outing?
Im Film wird der sich outende Spieler auf die Ersatzbank verfrachtet. Realistisch?
Reine Spekulation. Eventuell bei jemandem, der spielerisch nicht so wichtig ist. Bei einem Promi würde es zum Eklat kommen, wenn er auf der Bank sitzt.
Wird der gesellschaftliche Trend zu mehr Toleranz irgendwann im Fußball Einzug halten?
Diese Toleranz ist doch eher oberflächlich und auf dem Rückzug. Die Diskriminierung ist nur subtiler geworden. Das braucht schon noch ein paar Jahre. Im Moment ist es noch die größte Drohung, wenn die Fans sagen: „Ihr seid ein schwules Team.“
Fragen: RR
18 Uhr Filmstart. Diskussion ab 20 Uhr. Im Kino Waller Heerstrasse 46.