heute in Bremen : „Über AIDS lässt sich gut reden“
Regierungsvertreter aus 40 Ländern konferieren heute im Congress Centrum. Ihr Thema: HIV
taz: Herr Fenkl, sind Sie auch zur großen HIV-Konferenz heute in HB eingeladen?
Thomas Fenkl, Aidshilfe Bremen: Nein, die AIDS-Hilfe Bremen ist nicht eingeladen worden.
Wie kommt’s?
Schwer zu sagen. Was mir auffällt ist, dass die Bremer Politik mit der Streichung der Mittel für die AIDS-Hilfe auch sämtliche Kooperation mit uns eingestellt hat.
Damit könnte man auf internationalem Parkett nicht glänzen.
Überhaupt nicht. Das ist schon ein Armutszeugnis für die Bremer Politik, die offenbar nur Mittel ausreichen kann oder eben nicht. Es gäbe ja viele andere Möglichkeiten der Kooperation.
Welche?
Zum Beispiel wäre denkbar, uns Zugang zu EU-Förderprogrammen zu verschaffen. Oder zu Spenden aufzurufen. Oder dafür zu sorgen, dass anerkannte Politiker im Vorstand mitarbeiten. Aber da tut sich nichts. Es ist sogar so: Jens Böhrnsen, unser Landesvater, ist zu der Konferenz eingeladen. Da wäre es doch normal gewesen, uns als die Organisation, die in Bremen alle Betroffenen vertritt, im Vorfeld zu kontaktieren. Nicht einmal das ist geschehen.
Einen symbolischen Wert wird die Konferenz aber haben: Sie bringt AIDS in die Medien. Das ist doch gut?
Ja. Es ist wichtig, den Fokus darauf zu lenken. Das Thema gerät zunehmend in Vergessenheit. Aber was stört, ist die Scheinheiligkeit der Bundesregierung. Die behauptet, HIV zum gesundheitspolitischen Hauptthema ihrer EU-Ratspräsidentschaft zu machen – während überall in Deutschland die Mittel gekürzt werden. Wenn schon in den reichen westeuropäischen Ländern die Gelder fehlen – wie soll das dann in den ärmeren aussehen?
Die Bremer Konferenz hatte dochschon Vorläufer in Dublin und Vilnius. Hatten die Auswirkungen auf die Praxis? Kann man sich da etwas erhoffen?
Na, da muss man mal einen Blick auf die Veranstalter werfen: Das Gesundheitsministerium, das Ministerium für wirtschaftliche Zusammenarbeit, das Forschungsministerium, UNAIDS und DaimlerChrysler.
Es wirken auch Nichtregierungs-Organisationen mit…
Aber nicht im offiziellen Teil. Über AIDS lässt sich immer gut reden und im Kopf ein Programm entwerfen. Aber das hat keinen Sinn, wenn man nicht den Kontakt zu den Betroffenen sucht. fragen: bes