hertha-saisonbilanz : Ein Team mit Fieberschüben
Es ist selten so leicht gewesen, auf Platz fünf zu kommen, sagte am Samstag Dieter Hoeneß, Manager von Hertha BSC, jenem Bundesligaverein, der in der abgelaufenen Saison auf Platz fünf gekommen ist und damit doch noch im Uefa-Cup starten darf. Die Berliner haben es sich freilich so schwer wie möglich gemacht, das Minimalziel der hoch gesteckten Erwartungen zu erreichen. Der Saisonverlauf ähnelte der Temperaturkurve eines Patienten, der ebenso oft wie unerklärlich an fiebrigen Schüben leidet. Standen die Zeichen auf Besserung, kam ein Rückschlag. Hob Berlin dazu an, einen Lauf hinzulegen, sich auf Dauer in der oberen Tabellenregion festzusetzen, legte der Verein sogleich und mit großer Verlässlichkeit eine Pause im Punktesammeln ein und verschenkte die gute Ausgangsposition zugunsten einer unsicheren Berg-und-Tal-Fahrt.
„Es war ein Wechselbad der Gefühle“, bilanziert Hoeneß zu Recht die zurückliegenden 34 Spieltage. Nur eine zünftige Erklärung gab er dafür nicht. Hoeneß bediente sich in seiner Deutungsnot einer Floskel: Fußball sei nun mal nicht zu erklären. Er konnte nur die Symptome beschreiben. Stand sein Verein mit dem Rücken zur Wand, genötigt zum erfolgreichen Kick, klappte es plötzlich wieder. Verflog allerdings der Zwang zum Gewinnen, gingen die Berliner äußerst mittelmäßig zu Werke.
Hoeneß kann nur darauf hoffen, dass Hertha in der kommenden Saison eine solide Äquidistanz zwischen Po und Wand hinbekommt – und allzu starke Ausschläge der Fieberkurve vermeidet. Wer weiß, ob es künftig wieder so leicht sein wird, ins internationale Geschäft zu kommen. MARKUS VÖLKER