hamburger szene : Mein Verein
In mein‘ Verein bin ich hineingetreten, weil mich ein alter Freund darum gebeten. Hatte ich doch mit 17 allen Vereinsmeiereien abgeschworen, fand ich mich kürzlich völlig unerwartet auf einem Fußballplatz in Eimsbüttel wieder. Ich nahm dafür sogar höchst wahrscheinliche Weihnachtsfeiern auf der Kegelbahn in Kauf. Fußball in der Kreisklasse 5, ließ ich mir sagen, sei das Exquisiteste was Hamburgs Amateurligen zu bieten haben. Der Trainer zudem „ein gewiefter Taktikfuchs der alten Schule“, sagt Käptn‘ Matze.
Und wahrlich, an jenem Sonntag entpuppt sich dieser als jemand, der das Einmaleins der Fußballkunst gelernt hat. Er gestikuliert wild an der Seitenlinie und stellt in der Halbzeit von Libero auf moderne Viererkette um. Die vermeintlichen Co-Trainer stehen hingegen unmotiviert an der Imbissbude: „Pommes-rot-weiß und zwei Holsten.“ Dann schreit jemand „Abseits“, dann „Foul“. Zwischendurch immer wieder „Schirrrri!“. Dieser schleicht 47 bis 64 Meter entfernt vom Geschehen umher, bläst viel zu häufig in seine Pfeife, hält etliche Kurzreferate zur Regelkunde und weist erst den Trainer, dann drei verirrte Zuschauer zurecht.
Vor meiner ersten Ballberührung vergehen 20 Minuten. Dann stolpere ich, schürfe mir die Knie auf und werde ausgewechselt. Wir verlieren 2-3 und ich weiß, Donnerstag gibt‘s Straftraining. Doch das ist egal, denn ich bin endlich angekommen in mein‘ Verein und will hier einst begraben sein. ANDREAS BOCK