hamburg heute : Verinnerlichte Parolen
Der Historiker Nicholas Stargardt spricht über Kindheit und Jugend im „Dritten Reich“
Kinder und Jugendliche seien die Generation, die am tiefsten vom „Dritten Reich“ geprägt wurde, sagt der britische Historiker Nicholas Stargardt. So hätten die Erwachsenen, „die die Hakenkreuze quer durch Europa trugen“, auf ein Davor zurückblicken können: auf eine Zeit, „die von nationalsozialistischen Emblemen und Parolen unberührt war. Die Kinder hingegen hatten in ihren prägenden Jahren nichts anderes gekannt und oft nationalsozialistische Parolen verinnerlicht“.
Nicht alle empfanden freilich den Zusammenbruch des NS-Regimes als umfassende Ent-Täuschung – auch unter jenen, die die Befreiung davon herbeisehnten, waren ja Kinder. So sehr sich ihre Erlebnisse aber durch die jeweiligen Lebensumstände unterschieden – auf dem Land und in den Städten, in Vernichtungslagern oder den großen Flüchtlingstrecks –: Gemeinsam ist ihnen die tief empfundene Prägung durch den Zweiten Weltkrieg. Die Erinnerungen dieser Generation hat Stargardt gesammelt – nicht zuletzt als erklärt „große Erzählung“ für die Nachkommen. Über das Zustandekommen von „Maikäfer flieg!“ und seine Forschungsergebnisse spricht er heute Abend mit Dorothee Wierling von der Forschungsstelle für Zeitgeschichte. ALDI
Nicholas Stargardt, „‚Maikäfer flieg!‘ – Hitlers Krieg und die Kinder“. A. d. Engl. v. Gennaro Ghiradelli, DVA, 608 Seiten, 34,90 EuroLesung: heute, 19 Uhr, KörberForum, Kehrwieder 12. Eintritt frei