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Archiv-Artikel

haltestellennamen Die BVG und das Patriarchat

Endlich ist sie raus, die gute Sommernachricht der Berliner Verkehrsbetriebe, BVG: Weil so viele, vor allem ältere Tierfreunde öfters an der falschen Haltestelle ausgestiegen seien, bekommt das Berliner Tierheim in Hohenschönhausen nun seine eigene Bushaltestelle. Die bisherige Station „Hausvaterweg“ wird am 16. Juni in „Berliner Tierheim“ umbenannt. Die BVG habe diese Ausnahme ermöglicht, wird über die Presseagenturen verbreitet.

Kommentar bei 30 Gradvon WALTRAUD SCHWAB

Es wird den gemeinen Berliner, die gemeine Berlinerin freuen zu hören, dass die BVG Ausnahmenkompetenz zeigt. Auf die Nachfrage, worin denn nun der Ausnahmegehalt der Haltestellenumbenennung läge, muss die BVG-Pressesprecherin allerding passen: „Ja nu, gut, ja, da kann ich Ihnen nichts Näheres sagen. Heute schon gar nicht. Nicht bei diesen Temperaturen, das können Sie sich sicher vorstellen. Wir haben hier Gleitzeit. Ich brauche den Mitarbeiter, der für die Haltestellen zuständig ist. Da kann ich nicht jeden x-Beliebigen fragen. Aber wenn ich das eher gewusst hätte, hätte ich Ihnen vielleicht helfen können. Ja nu, das ist das Problem. Das tut mir herzlich Leid.“ Bei 30 Grad im Schatten sind investigativem Journalismus eben Grenzen gesetzt.

Der Geschäftsführer des Tierschutzvereins, Volker Wenk, hat es da besser. Er kann eine Lanze für die Verkehrsbetriebe brechen: Die schnelle Entscheidung zeige, dass für die BVG Kundenfreundlichkeit kein leeres Wort sei, ist in der gleichen Tickermeldung zu lesen. Gut, dass das endlich mal wer gesagt hat – es gäbe ja sonst nichts zu vermelden.

Machen wir uns nichts vor: Als Feministen können wir über die Haltestellenumbenennung froh sein. Denn genaue Recherchen haben ergeben, dass der Hausvaterweg nicht nach einem General, Erfinder, Volksschauspieler, Schürzenjäger oder Torschützenkönig benannt ist, sondern den Hausvater ganz allgemein ehrt. Wer aber will das heute noch? Weg mit dem Patriarchat!