piwik no script img
taz logo

gurke des tages: die kultur der christine bergmann

Soeben ist bei Zweitausendeins ein schmales, feines Bändchen von Eckhard Henscheid erschienen, für das der Schriftsteller titelgerecht „756 Kulturen“ gesammelt hat, um nachzuweisen, dass inzwischen jeder Scheißdreck zur Kultur veredelt wird. Auch wenn Theodor W. Adorno sel. seinerzeit bereits feststellte: „Es hat sich noch nicht herumgesprochen, dass Kultur im traditionellen Sinn tot ist“, lebt die Kultur in allerlei irrsinnigen Composita weiter: von der „Leitkultur“ bis zur „Zapfkultur“. Für das Sammelwerk zu spät dran ist leider die Familienministerin Christine Bergmann, die vor wenigen Tagen eine „Kultur des Alterns“ erfand. Ist aber nicht, um den Halbgedanken der Ministerin aufzugreifen, eine „Kultur des Alterns“ die kulturelle Verweigerung des natürlichen Prozesses? Natur und Kultur stellen schließlich einen Widerspruch da. Eine „Kultur des Alterns“ wäre dann also eine Verjüngung und genau das Gegenteil dessen, was Frau Bergmann zu sagen beabsichtigte. Doch Frau Ministerin ist dies eh egal. Hauptsache: Hau weg den Dreck in die Öffentlichkeit.

taz lesen kann jede:r

Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 50.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen

taz zahl ich illustration
taz zahl ich

Ihnen liegt die taz am Herzen?

Dann hätten wir eine Bitte: Unterstützen Sie uns mit einem freiwilligen Beitrag! Denn wir sind auf unsere Leser:innen angewiesen, wenn wir taz.de auch weiterhin frei zugänglich halten wollen. Mit nur 5,- Euro sichern Sie unseren Journalismus und die Zukunft der taz – sind Sie dabei?